Am 26. Mai 1963 wurde Dr. Helmar Frank auf den gerade
neu eingerichteten "Lehrstuhl für Informations- wissenschaft"
an der damaligen Pädagogischen Hochschule zu Berlin berufen. (Fast)
alles Schrifttum sieht diese Berufung (zu Recht) als Ursprung des Instituts
an.
Schon im Januar 1964 kamen zwei Mitarbeiter hinzu
und begannen mit dem Aufbau eines Lehrmaschi- nenlabors. Professor
Dr. Stein, als damaliger Berliner Senator für Wissenschaft und Kunst,
stimmte am 28. August 1964 der Ausweitung der Forschungs- und Entwicklungsstelle
zum (offiziellen Hochschul-)"Institut für Kybernetik" unter der Leitung
des Lehrstuhlinhabers zu.
Schon bald dehnte sich das Arbeitsgebiet über die Lehrautomatenentwicklung hinaus auf andere Zweige der Kommunikationskybernetik, insbesondere der kybernetischen Pädagogik, aus: auf die Informationspsy- chologie, die systematische Entwicklung von Lehralgorithmen, den rechnerunterstützten Unterricht und die Organisationskybernetik.
Am 18. März 1964 wurde unter dem Gründungsvorsitz des Lehrstuhlinhabers die internationale "Gesell- schaft für Programmierte Instruktion (GPI) e.V." in Nürtingen gegründet, deren Sekretariat bis 1970 Gast des Instituts war. Sie nennt sich seit einigen Jahren "Gesellschaft für Pädagogik und Information".
Im März 1966 veröffentlichten IfK und GPI das erste Fachlexikon der kybernetischen Pädagogik und der Programmierten Instruktion im Verlag Schnelle: einer der Mitbegründer der Kybernetik, Professor Dr. Hermann Schmidt, der dem Institut eng verbunden war, schrieb das Geleitwort.
Im Januar 1967 wurde dem Institutsdirektor das mit
Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk und der Siemens AG eingerichtete
"Rechenzentrum des Instituts für Kybernetik" übergeben. Im Februar
1968 wur- de das am Institut mit Förderung der Nixdorf
AG entwickelte rechnerunterstützte Parallelschulungssystem ROBBIMAT
III sowie ein Anschluß an das Rechenzentrum des Instituts zur Fernbenutzung
der Formal- didaktiken ("Telealzudi") in der Berliner E. O.
Plauen-Schule öffentlich eingeweiht. Damit war der Grund- stein
für den rechnerunterstützten Unterricht (RUU) und den Einsatz
der Formaldidaktiken in der deutschen Schulpraxis gelegt. Einen Monat später
stellte das Institut im Deutschen Museum in München das Prinzip
der Formaldidaktiken durch Datenfernübertragung
mit seinem Rechenzentrum vor.
Im Juli 1969 konstituierte sich im nordrheinwestfälischen Kultusministerium in Düsseldorf das Beratungs- und Planungsgremium zur Gründung der vom Paderborner Kleinrechnerpionier Heinz Nixdorf zusammen mit dem Institutsdirektor initiierten späteren "Forschungs- und Entwicklungszentrums für objektivierte Lehr- und Lernverfahren" (FEoLL). Im November 1969 wurde die Standortfrage des FEoLL zugunsten von Paderborn entschieden, was die Gründung der heutigen Universität Paderborn (1972) politisch ermöglichte. Im November 1970 wurde das FEoLL als gemeinnützige GmbH gegründet und existierte in dieser Rechts- form bis zur Eingliederung in die Universität 1983.
1972 verließ ein Teil der Institutsangehörigen das Berliner "Stamminstitut" um am FEoLL und den beiden weiteren, vom Institut und der GPI initiierten Gründungen mitzuarbeiten: Bildungstechnologisches Zentrum (BTZ) in Wiesbaden und Bildungswissenschaftliche Universität Klagenfurt. Das Berliner Hochschulinstitut gab sich die Rechtsform des eingetragenen Vereins. Dieser Verein gab sich 1994 den Namenszusatz "Gesellschaft für Kommunikationskybernetik".
Das IfK beschäftigte sich u. a. mit der jährlichen (Mit-)Ausrichtung von wissenschaftlichen Symposien. Im Dezember 1994 wurde an der Technischen Universität Berlin während einer von ihm mitveranstalteten Feierstunde anläßlich der 100. Geburtstage von Hermann Schmidt und Norbert Wiener, den "Vätern der Kybernetik", der Wiener-Schmidt-Preis proklamiert. Er wurde gestiftet für hervorragende wissenschaftliche Leistungen zur Förderung der Bildungstechnologie.
Am 30./31. Juli 1996 fand an der Pädagogischen
Fakultät der Karlsuniversität Prag aus Anlaß des 70. Geburtstags
von Professor Dr. Milos Lánský ein Internationales Symposion
über Bildungskybernetik statt.
Es wurde gemeinsam von der Sektion Kybernetik der
AIS, vom IfK, von der tschechischen AIS und dem Bildungstechnologischen
Lehrstuhl der Karlsuniversität veranstaltet. Dabei wurde erstmals
der Wiener- Schmidt-Preis zugleich für die Gesellschaft
für Pädagogik und Information e.V. (GPI) durch das Institut für
Kybernetik Berlin e.V./Gesellschaft für Kommunikationskybernetik an
Professor Dr. Milos Lánský vergeben.
Anläßlich der Internationalen Woche der Begegnung vom 13. bis 21. Februar 1998 an der Universität/GH Paderborn würdigte das IfK das Lebenswerk von Professor Dr. Klaus Weltner durch die zweite Verleihung des Wiener-Schmidt-Preises.
Im November 1998 veranstaltete das IfK an der Technischen
Universität Berlin die Berliner Konferenz "Bildung und Kommunikation
in und für Europa" mit. Anläßlich der 1998er Mitgliederversammlung
wurde, initiiert vom stv. Direktor Siegfried Piotrowski, die Vergabe eines
neuen Kybernetik-Preises beschlossen.
Der Preis sollte alle zwei Jahre, erstmals 1999,
verliehen werden und zwar für herausragende Beiträge zur wissenscaftlichen
Weiterentwicklung und gesellschaftlichen Verankerung der Gesellschafts-
und Organi- sationskybernetik.
Vom 26. bis 28. November 1999 fand an der Humboldt-Universität
Berlin unter dem Rahmenthema "Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik"
ein Symposium mit den drei Arbeitsgruppen Wissenschaftsorganisation - Organisationskybernetik,
Philosophie der Kybernetik - Kybernetik der Philosophie und Kybernetik
des Lehrens - Lehren der Kybernetik statt.
Im Rahmen dieses Symposiums erfolgte die Verleihung
des neuen Preises am Sonntag, 28. 11. 1999, 11:00 Uhr in einer Feierstunde
an Professor em. Dr. phil. Herbert Stachowiak.
Pfingsten 2000 veranstaltete das Institut in Hradec Kralové (Königsgräz/CZ) die 8. Prager Konferenz über Kybernetische Pädagogik mit. Dort wurde zum dritten Mal der Wiener-Schmidt-Preis verliehen; geehrt wurde damit Professor Dr.-Ing. Uwe Lehnert, Berlin.
Der Begriff Kybernetik wird in Übereinstimmung
mit Hermann Schmidt (1941) und Norbert Wiener (1948) vom IfK nicht auf
die Theorie und Technik der Regelung beschränkt verstanden, sondern
als Beschäftigung mit der Übertragung und Verarbeitung von Information
unter Verwendung analytischer, modellierender, messender und kalkülisierender
Methoden zum Zwecke von Prognosen (A. Comte) und Objektivationen
(H. Schmidt).
Dabei kann Verarbeitung und raumzeitliche Übertragung
von Information (A) in und zwischen Subjekten (Anthropokybernetik) oder
auf der (B) biologischen Ebene (Biokybernetik) oder auch (C) in Maschinen
(Konstruktkybernetik) erfolgen, aber auch (D) als vom Seinsbereich unabhängige
Struktur betrachtet werden (allgemeine Kybernetik). In allen diesen vier
Bereichen führt die Analyse auf vier aufeinander aufbauende Gegenstandsstrukturen:
(1) Messung, Codierung und Übertragung von Information, (2) Al- gorithmen
und Systeme der Informationsverarbeitung, (3) zielgerichtete Umweltlenkung
(speziell: Rege- lung), (4) Zielverfolgung im Einflußbereich
anderer Subjekte (speziell: mathematische Spieltheorie).
Dieser vom IfK am 8. Juni 1999 in Wien protokollierte
umfassende Kybernetikbegriff schließt u. a. die folgenden Disziplinen
ein: Mathematische Informationstheorie, Informatik, Regelungstheorie, allgemeine
Systemtheorie, Wirtschaftskybernetik (mathematische Wirtschaftsforschung),
Spieltheorie, Organisations- kybernetik, Theorie künstlicher
Intelligenz, Bildungstechnologie. Das IfK versteht Kybernetik als
Wissen- schaftshauptgruppe zwischen Naturwissenschaft und Humanistik.
Die am 31. August 2000 an der FernUniversität in Hagen stattgefundene Mitgliederversammlung beschloß deshalb auch die Namensänderung in (Deutsche) Gesellschaft für Kybernetik e.V..
Am 10. und 11. November 2000 fand in Berlin in der
Tagungsstätte (der Max-Planck-Gesellschaft) Harnack-Haus unter dem
Titel "Kybernetik steckt den Osten an - Wiener's Ideen in Osteuropa und
der DDR" ein erster Workshop statt. Zusammen mit Dr. Frank Dittmann hat
sich Siegfried Piotrowski einem Thema zugewandt, das in weiteren Veranstaltungen
vertieft werden soll.
Ausführlichere Berichte hierzu sind in den
kybernetiknet-Ausgaben
2 und 3 zu finden.
Mitteilungen der Gesellschaft erfolgen in dem quartalsweise
erscheinenden Magazin europa
dokumentaro (als
virtuelles Magazin im Internet unter: http://www.europa-dokumentaro.de).
Ein Diskussionsforum ist unter kybernetik@kbx7.de eingerichtet (Anmeldung
unter: http://www.kbx7.de/list?enter=kybernetik).
Darüber hinaus berichtet das virtuelle Magazin
und deutsche Kybernetikportal kybernetiknet
(http://www.kybernetiknet.de) auch über
Wissenswertes über die Gesellschaft.
Die (Deutsche) Gesellschaft für Kybernetik ist ab 2001 Mitglied der International Federation for Systems Research (IFSR), der „Dachorganisation“ Internationaler Gesellschaften für Kybernetik und Systemtheorie.
Der Jahresbeitrag beträgt DM 40,-- bzw. inklusive Bezug der quartalsweise erscheinenden „Grundlagen- studien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft“ (grkg/Humankybernetik) DM 75,--.
Spenden an die Gesellschaft sind gemäß Bescheid des Finanzamtes steuerlich absetzbar.
Der bis zum 31. 12. 2001 gewählte Vorstand
der (Deutsche) Gesellschaft für Kybernetik besteht aus:
1. Vorsitzender:
Professor Dr. pil. habil. Heinz Lohse, Christianstr. 21, D- 04105 Leipzig
Geschäftsführung:
Professor Dr. Siegfried Piotrowski, Schultenhardtstr. 27, D- 58093 Hagen
stv. Direktor:
Professor Dr. Günter Lobin, Sylter Weg 11, D- 33102 Paderborn
Schriftführerin:
Dozentin Dr. habil. Vera Barandovská-Frank, Kleinenberger Weg 16,
D- 33100 Paderborn
Die Postanschrift der Gesellschaft
lautet:
(Deutsche) Gesellschaft für Kybernetik e.
V.
p. A.: Siegfried Piotrowski
Postfach 27 42
58027 Hagen
DEUTSCHLAND
Telefon und Telefax:
+ 49 (0) 23 31 / 5 15 59
mailto:
siegfried@piotrowski.de