Diese Ausgabe downloaden (zip ca. 284kb)
Diese Seite ausdrucken
 

kybernetiknet
das virtuelle Kybernetik-Magazin
the virtual cybernetic magazine

ausgabe 1 - januar 2000 - issn 1439 - 8850

"Cybernetics is a way of thinking,
not a collection of  facts"
[Erklärung der American Society for Cybernetics]
Heinz von Foerster hat das Spektrum der Bestimmungsversuche der Kybernetik sinnbildlich als "wunderbaren Regenbogen" bezeichnet und ausgeführt:  "Das ist das Faszinierende an der Kybernetik: Man fragt ein paar Leute nach einer Definition - und erfährt sehr wenig über die Kybernetik, aber eine Menge über den Definierenden, sein Spezialgebiet, seinen Bezug zur Welt, seine Lust mit Metaphern zu spielen, seine Begeisterung für das Management, sein Interesse an Kommunikations- oder Nachrichtentheorien."







Ich heiße Sie im kybernetiknet herzlich willkommen.

Inhaltsverzeichnis

Bestimmungsversuche zur Kybernetik "Berliner November 1999"
Grußwort an die Teilnehmer des Symposiums
Programm des "Berliner November 1999"  unter dem Thema "Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik"

Kurzfassungen der Referate

  • Grundregeln der Bildungsorganisatorik
  • Aktuelle Anmerkungen zur Reorganisation und Revision der Kybernetik
  • Informationstechnologie und Kybernetik
  • Anmerkungen zu Referaten
  • Zur Rezeption der Kybernetik in der DDR
  • Theorie der Paradigmen - TdP
  • Bildungskybernetische Tradition und neuere Lehrprogramme
  • Ein kybernetisches Modell der 'Kompenetration'
  • Wissenschaftstheoretische Konsequenzen des Verhältnisses von Bildung und Kybernetik
  • Multimediale Lehrstoffaufbereitung am Beispiel Kryptographie
  • The responsibility of the computer: A challenge for research and education
  • Transklassische Überschreitung als Zukunftsvision für Kybernetik und Allgemeine Systemtheorie - Lage und Bedeutung der beiden Meta - Wissenschaften zur Jahrtausendwende
  • Grundformen wissenschaftlichen Denkens im Gewand der Kybernetik
  • Zur Möglichkeit eines Informationsfeldes
  • Eine polykontexturale Systemtheorie und deren Konsequenzen
  • Erstmalige Verleihung des Preises für Gesellschafts- und Organisationskybernetik
  • Wie kam es zum Preis für Gesellschafts- und Organisationskybernetik ?
  • Zum Wissenschaftsideal des Herrn stud. math. nat. Herbert Stachowiak
  • Das Institut für Kybernetik
  • Stiftungsstatut zum Preis für Gesellschafts- und Organisationskybernetik
  • Organisation und Kybernetik
  • Weitere wichtige Artikel mit kybernetischem Bezug (s.a. unter "Links")
    MultiMedia als neuronales Netz (?)
  • Multimedia
  • Lernort MultiMedia
  • Information und Kommunikation
  • Das Internet
  • Das neuronale Netz
  • Informationelle Monokultur und die Alternativen
  • Schrifttum

  • Links
    Impressum

    Bestimmungsversuche zur Kybernetik
    Zu einem Vortrag anläßlich des Ende November 1999 an der Humboldt - Universität  in Berlin veranstalteten Symposiums "Kybernetische Visionen - (Re) Vision der Kybernetik" stellte ich mir die Frage, wie Kybernetik eigentlich heute definiert wird. Neben den beiden schon zu Anfang vorgestellten fand ich, insbesondere in Beats Biblionetz (http://beat.doebe.li/bibliothek/index.html), unter anderem auch noch die folgenden Definitionen, die uns das Spektrum des Regenbogens verdeutlichen:

    "Ein Zweig der Mathematik, der sich mit den Problemen der Steuerung, der Rekursivität und der Information befaßt". [Gregory Bateson in "Geist und Natur"]

    "Forschungsrichtung, die vergleichbare Betrachtungen über Gesetzmäßigkeiten im Ablauf von Steuerungs- und Regelungsvorgängen in Technik, Biologie und Soziologie anstellt". [Duden]

    "Wie im allgemeinen bekannt ist, spricht man von Kybernetik, wenn Effektoren, wie z. B. ein Motor, eine Maschine, unsere Muskeln usw. mit einem sensorischen Organ verbunden sind, das mit seinen Signalen auf die Effektoren zurückwirkt". [Heinz von Foerster in "KybernEthik"]

    Für Stafford Beer,  Unternehmens- und Managementberater, ist sie "die Wissenschaft der Organisation".

    "Als eine experimentelle Erkenntnistheorie, die sich mit der Erzeugung von Wissen durch die Kommunikation innerhalb eines Beobachters und jene zwischen einem Beobachter und seiner Umwelt beschäftigt", bezeichnet sie der Neuroanatom, Logiker und Philosoph Warren McCulloch.

    Der Anthropologe Gregory Bateson betonte, "daß die Naturwissenschaften sich mit Materie und Energie beschäftigt hatten und daß die neue Wissenschaft der Kybernetik sich mit Formen und Mustern befaßt".

    Für den Erziehungstheoretiker Gordon Pask ist die Kybernetik "die Kunst der Manipulation akzeptabler Metaphern, die zeigt, wie diese konstruiert und was aus ihrer Konstruktion für Schlüsse gezogen werden können".

    Jean Piaget verstand im Alter "die Kybernetik als das Unternehmen, die Prozesse der kognitiven Anpassung des menschlichen Verstandes zu modellieren".

    "Die Kybernetik ist für mich ein metadisziplinäres (das heißt übergeordnetes) Gebiet, kein interdisziplinäres, da sie Begriffe und Begriffsmuster entwickelt und klärt, die neue Erkenntniswege in einer Vielfalt von Erfahrungsbereichen eröffnen", schreibt Ernst von Glasersfeld in "Radikaler Konstruktivismus".

    Heinz von Foerster, wird gerne als "Sokrates des kybernetischen Denkens" bezeichnet. Er hat mit den Pionieren der Kybernetik, Norbert Wiener, Warren McCulloch, John von Neumann zusammengearbeitet. Er sagt: "...Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt 'da draußen'. Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär: Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. Die gesamte Situation der Beschreibung rutscht in einen anderen Bereich, in dem man plötzlich für seine eigenen Beobachtungen die Verantwortung übernehmen muß."

    Unter anderem habe ich in den Definitionsbemühungen auch die Begriffe Kommunikation und Rückkopplung angesprochen. Dazu zum Abschluß noch folgende Definitionen:

    Zunächst zur Kommunikation:

    "Als kommunikatives Verhalten bezeichnen wir als Beobachter solches Verhalten, das im Rahmen sozialer Koppelung auftritt; als Kommunikation bezeichnen wir jene Koordination des Verhaltens, die aus der sozialen Koppelung resultiert". [Humberto R. Maturana in "Der Baum der Erkenntnis"]

    "Es sei von Anfang an darauf verwiesen, daß wir die beiden Begriffe Kommunikation und Verhalten hier als praktisch gleichbedeutend verwenden" und

    "Ein Organismus braucht für sein Überleben... auch ausreichende Information über seine Umwelt. In diesem Sinne sind Kommunikation und Existenz zwei untrennbare Begriffe".
    [Paul Watzlawick in "Menschliche Kommunikation"]

    Und scließlich zur Rückkopplung:

    "Positive Rückkopplungen in einem System sind Beziehungen, in denen eine Variable sich direkt oder indirekt selbst so beeinflußt, daß ihre Vergrößerung zu ihrer weiteren Vergrößerung führt und ihre Verkleinerung zu ihrer weiteren Verkleinerung" [Dietrich Dörner in "Die Logik des Mißlingens"

    Weitere Definitionen finden auch Sie in Beats Biblionetz.
     
     

    Grußwort an die Teilnehmer am Berliner November 1999

    Institut für Kybernetik Berlin e. V
    Gesellschaft für Kommunikationskybernetik Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
    liebe Kolleginnen und Kollegen,

    willkommen zum Berliner November 1999 !
    Das letzte Symposium in diesem Jahrhundert soll noch einmal verdeutlichen, "daß der Begriff Kybernetik  in Übereinstimmung mit Hermann Schmidt und Norbert Wiener sowie unserer Tradition nicht auf die Theorie und Technik der Regelung beschränkt, sondern allgemein als Beschäftigung mit der Übertragung und Verarbeitung von Information unter Verwendung analytischer , modellierender, messender und kalkülisierender Methoden zum Zwecke von Prognosen (A. Comte) und Objektivationen (H. Schmidt) zu verstehen ist".
    Die diesjährigen Beiträge schlagen den Bogen von der Anthropo-(Human-)kybernetik über die Bio- und Konstrukt- bis zur Allgemeinen Kybernetik. Breiteren Raum nimmt diesmal die Philosophie der Kybernetik - die Kybernetik der Philosophie ein und ich glaube, daß auch die Gedanken zur Kybernetik der Kybernetik nicht zu kurz kommen.
    Namens und im Auftrag des Direktoriums und der mitveranstaltenden Sektion Kybernetik der Internationalen Akademie der Wissenschaften - Akademio Internacia de la Sciencoj (AIS) - San Marino spreche ich allen Referenten herzlichen Dank  für ihre Vorbereitungen zu den Beiträgen, die wir (möglichst) im kommenden Jahr in einem Sammelband veröffentlichen wollen, gleichzeitig allen Teilnehmern für Ihr Kommen aus. Ich bin mir sicher, daß die zu erwartenden herausragenden Beiträge uns zwei interessante Symposiumtage bescheren werden.
    Krönender Abschluß unseres Symposiums wird am Sonntagmorgen die erstmalige Verleihung des neuen "Preises für Gesellschafts- und Organisationskybernetik, Philosophie und Geschichte der Kybernetik" an den Kybernetiker und Philosophen Herbert Stachowiak sein.

    Berlin, im November 1999


     

    Programm des Symposiums

    "Berliner November 1999"
    von Freitag, 26., bis Sonntag, 28. November 1999,
    an der Humboldt - Universitaet zu Berlin

    Kybernetische Visionen - (Re) Vision der Kybernetik

    Freitag, 26. November 1999
    14:00 Uhr: Oeffnung des Tagungsbueros
    14:30 Uhr: Begruessung durch die Tagungsleiter Professor Dr. Bengt-Arne Wickström, Berlin und Professor Dr. phil. habil. Heinz Lohse, Leipzig
    Arbeitsgruppe 1:
    Wissenschaftsorganisation - Organisationskybernetik
    Leitung: Professor h. c. Dr. Siegfried Piotrowski
    Beitraege/Referenten:
    14:40 Uhr: "Grundregeln der Bildungsorganisatorik "
    Prof. Dr. AN, Wenzhu
    15:00 Uhr: "Aktuelle Anmerkungen zur Reorganisation und Revision der Kybernetik"
    Prof. em. Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank
    15:20 Uhr: "Informationstechnologie und Kybernetik"
    Prof. h. c. Dr. Siegfried Piotrowski
    16:00 Uhr: Kaffeepause
    16:20 Uhr: "Was muß sich an der Bildung in Deutschland ändern ?"
    Prof. Dr. phil. habil. Heinz Lohse
    16:40 Uhr: "Die amerikanische Kybernetik in der DDR: dialektische Beziehungen ?"
    Dr. phil. Dipl.-Ing. Jerome Segal
    17:00 Uhr: "Theorie der Paradigmen"
    Baumeister Rudolf-Robert Davideit
    18:15 Uhr: Sitzung der Jury zur Vergabe des neuen Preises

    Samstag, 27. November 1999
    Arbeitsgruppe 3:
    Kybernetik des Lehrens - Lehren der Kybernetik
    Leitung: Professor em. Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank
    Beitraege/Referenten:
    09:00 Uhr: "Bildungskybernetische Tradition und neuere Lehrprogramme"
    Dr. Klaus Karl
    09:40 Uhr: "Kybernetisches Modell der 'Kompenetration'"
    Mag. Georgine Lánský
    10:20 Uhr: Kaffeepause
    10:40 Uhr: "Wissenschaftstheoretische Konsequenzen des Verhaeltnisses von Bildung und Kybernetik"
    Prof. Dr. K. F. Wessel
    11:20 Uhr: "Multimediale Lehrstoffaufbereitung am Beispiel Kryptographie"
    Dr. Friedrich G. Zuther
    12:00 Uhr: "Die Verantwortung des Computers: Eine Herausforderung fuer Bildung und Wissenschaft"
    Prof. Dr. Gerd K. Hartmann
    12:40 Uhr: Mittagspause

    Arbeitsgruppe 2:
    Philosophie der Kybernetik - Kybernetik der Philosophie
    Leitung: Professor em. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker
    Beitraege/Referenten:
    14:00 Uhr: "Transklassische Ueberschreitung als Zukunftsvision von Kybernetik und Allgemeiner Systemtheorie"
    Prof. em. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker
    15:00 Uhr: "Grundformen wissenschaftlichen Denkens im Gewand der Kybernetik"
    Prof. em. Dr. phil. Herbert Stachowiak
    16:00 Uhr: Kaffeepause
    16:20 Uhr: "Zur Moeglichkeit eines Informationsfeldes"
    Prof. Horst Voelz
    17:00 Uhr: "Eine polykontexturale Systemtheorie und deren Konsequenzen"
    Prof. Dr. Eberhard von Goldammer

    Sonntag, 28. November 1999, 11:00 Uhr
    Kleiner Festakt zur erstmaligen Verleihung des neuen

    "Preis(es) fuer herausragende Beitraege zur Gesellschafts- und und Organisationskybernetik, Philosophie, Geschichte und gesellschaftlichen Relevanz der Kybernetik"

    des
    Institut fuer Kybernetik Berlin e. V. / Gesellschaft fuer Kommunikationskybernetik
    und der
    Sektion Kybernetik der Internationale Alkademie der Wissenschaften
    Akademio Internacia de la Sciencoj (AIS) San Marino

    Preistraeger ist der Kybernetiker und Philosoph Professor em. Dr. phil. Herbert Stachowiak, Emeritus der Universitaet Paderborn und Honorarprofessor der Freien Universitaet Berlin

    * Menuett, Georg Phillip Telemann
    * Begruessung durch den Dekan der Sektion fuer Kybernetik der AIS
    Professor Dr. Bengt-Arne Wickstroem, Institut fuer Finanzwissenschaft, HUB
    * Begruessung durch den federfuehrenden Direktor des IfK/GKK
    Professor Dr. phil. habil. Heinz Lohse
    * "Wie kam es zu dem heute erstmals zu verleihenden Preis ?"
    Honorarprofessor Dr. Siegfried Piotrowski
    * "Zur Such- und Findungsphase des ersten Preistraegers"
    Professor em. Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank
    * "Zum Wissenschaftsideal des Herrn stud. math. nat. Herbert Stachowiak
    Privatdozent Dr. Ekkehard Hoextermann
    * Rondo, Ferdinand Call
    * Laudatio
    Professor em. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker, Wien
    * Verleihung des Preises an Herrn Professor em. Dr. phil. Herbert Stachowiak, Berlin
    durch den Sprecher der Jury, Honorarprofessor Dr. Siegfried Piotrowski
    * Dank- und Grussworte
    * Cappriccio, Hansjoachim Kaps
    * kleiner Empfang
    (Es spielt das Gitarrentrio der Musikschule Berlin Mitte: Jennifer Schattmeier, Ralf Bierent und Diana Dressler)

    Einen kurzen Bericht über den Berliner November finden Sie in der Ausgabe 12 von europa dokumentaro im Internet unter
    http://www.europa-dokumentaro.de
     
     

    Grundregeln der Bildungsorganisatorik

    Professor Dr. AN, Wenzhu, Grimmestr. 20, D- 33098 Paderborn

    Die Bilduungsorganisatorik gehört zu einem Teil der allgemeinen Organisationstheorie und der Administrationswissenschaft.
    Im Sinne der Administrationswissenschaft ist die Kybernetisierung also die gesellschaftliche Phänomene. Es geht um die Bestätigung und Maßnahmen, ein organisch aufgebautes System wodurch immer in bestimmten Zuständen liegen und damit das festgesetzte Ziel erreichen zu lassen, dadurch die Abweichung des Systems zum Ziel verschiedenen (innere und äußere) Bedingungen und Veränderungen gemäß von Mal zu Mal berichtigt und die Unbestimmtheit des Systems überwunden wird.
    Drei Grundregeln der Verwaltungskybernetik:
    1. Ganzheitsprinzip
    Jedes System besitzt eine gewisse Struktur. Die Funktion des Ganzen des Systems ist nicht gleich der Summe der Teilfunktionen. Im allgemeinen ist das Ganze mehr als die Menge der Teile. Mit anderen Worten: Es gibt keine Ganzheit der Teile oder umgekehrt.
    2. Ordnungsprinzip
    Jedes System kann nur dann zur Ordnung neigen, wenn es offenstehend ist und wenn es mit der Außenwelt Informationen austauscht. Mit anderen Worten: Es ist unmöglich, das System, das mit der Außenwelt keine Informationen austauscht, in Ordnung zu bringen.
    3. Rückkopplungsprinzip
    Jedes System wird erst durch eine Rückkopplungsinformation zu einem kybernetischen System. Mit anderen Worten: Ein System ohne Rückkopplungsinformation kann nicht kybernetisiert werden.
    (Ich bitte die schlechte Übersetzung aus dem Chinesischen in's Deutsche freundlichst zu entschuldigen).

    Aktuelle Anmerkungen  zur Reorganisation und Revision der Kybernetik


    Professor em. Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank, Kleinenberger Weg 16, D- 33100 Paderborn

    Begründer von neuen Wissenschaften und Wissenschaftszweigen folgen Visionen. Von diesen hängt ab, über welche Forschungsgegenstände sie welche Fragen stellen und mit welchen Methoden nach Antworten suchen. Die so begründete Wissenschaft wird dann, wo sie auf Interesse stößt, zunächst auch von der übrigen wissenschaftlichen Welt so gesehen. Problematisch wird es, wenn - wie im Falle der Kybernetik - mehrere Pioniere unabhängig voneinander unterschiedlichen aber doch zusammenhängenden Visionen folgten, so dass für die übrige wissenschaftliche Welt ein Freiheitsspielraum bei der Definition der neuen Wissenschaft entsteht. So kann zu den kybernetischen Visionen der Väter diese oder jene Vision ihres Geschöpfes "Kybernetik" hinzukommen, wobei der eine diesen, der andere jenen Pionieren die Vaterschaft zuschreibt.
    Eine Re-Vision der so entstandenen Sekundärliteratur kann ihre Entscheidungen auf das abstimmen, was sich in der organisierten Kybernetik bewährte. Bewährt hatte sich bisher die älteste internationale Kybernetik-Gesellschaft (die Association Internationale de Cybernétique). Ihre Kybernetik-Vision deckt sich mit dem Leitbild, dem die derzeit weltweit einzige, regelmäßig erscheinende kybernetische Fachzeitschrift (nämlich die GrKG/Humankybernetik) ebenso folgt, wie die wahrscheinlich einzige universitäre Bildungseinrichtung, in deren Organisationsstruktur die Kybernetik gleichrangig neben den Naturwissenschaften und den Geistes-, Gesellschafts- und Kulturwissenschaften eingeordnet ist (nämlich die AIS). In dieser gemeinsamen Vision erscheinen Schmidt, Zuse, von Neumann, Shannon und Wiener als Kybernetik-Väter, deren unterschiedliche Sichtweisen es systematisch zu einer Gesamtsicht der Kyberntik so zu verbinden gilt, dass sie zugleich eine gemeinsame Perspektive für die organisatorischen Bemühungen um die Weiterentwicklung dieser Disziplin eröffnet. Das wurde im Fachschrifttum versucht.
    Inzwischen erscheint aus verschiedenen Gründen eine neue Re-Vision angemessen. Die Kybernetik-Jünger, welche wenigstens einigen der Väter noch persönlich begegneten und ihnen folgten, beginnen sich aus dem wissenschaftlichen Arbeitsleben zurückzuziehen. Die Association Internationale de Cybernétique geriet in eine organisatorische Krise; ihre Kongresse werden (wie Kongresse schlechthin) als wissenschaftliche Kommunikationsform fragwürdig. Auch Fachzeitschriften,  Monographien und Sammelbände fallen neuen Informationstechniken zum Opfer. Wie kann deren Nutzung so organisiert werden, dass Bewährtes als Grundlage von Neuem bewahrt und damit die Kybernetik als fortschrittliche Wissenschaft gegenüber der Gefahr gesichert wird, unfruchtbaren Modeschwingungen anheimzufallen?

    Informationstechnologie und Kybernetik


    Professor Dr. Siegfried Piotrowski, Hermannstadt (Sibiu/RO), Schultenhardtstr. 27, D- 58093 Hagen

    Lassen Sie mich Ihnen zunächst in Erinnerung rufen, wie vielfältig Kybernetik in der Vergangenheit und der Gegenwart definiert wird. Ich glaube, daß das recht wichtig für die vor uns liegenden inhaltlich völlig verschiedenen Beiträge ist. Denn morgen Abend werden wir feststellen, daß wir Kybernetik immer noch nicht abschließend definiert, aber vielleicht einige weitere ihrer Facetten entdeckt und angesprochen haben.
    Wiener und Schmidt habe ich einmal als "Väter der Kybernetik" bezeichnet. Unser Institut für Kybernetik vergibt seit einigen Jahren den "Wiener-Schmidt-Preis", also beginne ich natürlich mit Definitionen von ihnen:
    Bei Norbert Wiener, dem Mathematiker, heißt es, "Kybernetik sei die Wissenschaft von der Regelung und der Nachrichtenübertragung in Lebewesen und Maschinen".
    Schmidt hat sich stets damit beschäftigt, die Frage zu klären, worin die fehlende, für das Verständnis der Kybernetik notwendige Einsicht bestehen möge. Aus einem Geleitwort, das er 1966 zum Erscheinen des "Lexikon der kybernetischen Pädagogik und der Programmierten Instruktion" schrieb, zitiere ich ihn wie folgt: "Wir gewinnen die fehlende Einsicht dadurch, daß wir die technisch organische Analogie theoretisch und praktisch im universalgeschichtlichen Zusammenhang mit dem Menschen sehen. Wir betrachten dazu den technischen Regelkreis als das Produkt eines universellen Geschehens, durch das sich die psychophysische Grundrelation des Menschen zur Natur objektiviert, wobei die Natur auf die Form der Kreisrelation gebracht wird. Mit dieser, die technisch-organische Analogie begründenden Form bringt der Verstand die Mannigfaltigkeit der Erfahrung zur Einheit; mit ihr eint die Vernunft Denken und Handeln und mit ihr kommt sie zu sich selbst".
    In meinem Beitrag beschäftige ich mich zum einen mit Kybernetik im allgemeinen und zum anderen mit dem, was man heute als "Informationstechnologie" bezeichnet, die ohne die Kybernetik undenkbar wäre.
    (Anmerkungen: Eine Kurzfassung des Referats "Was muß sich an der Bildung in Deutschland ändern" von Professor Dr. phil. habil. Heinz Lohse liegt leider nicht vor.
    Infolge Krankheit konnte Herr Dr. Dittmann sein Referat bedauerlicherweise nicht halten. Wir stellen die Kurzfassung dennoch vor. Herr Dr. phil. Dipl.-Ing. Jerome Segal, der bei einigen Projekten eng mit Dr. Dittmann zusammengearbeitet hat, hielt stattdessen das leider nicht in einer Kurzfassung verfügbare Referat: "Die amerikanische Kybernetik in der DDR: dialektische Beziehungen ?"
    Es ist beabsichtigt, im Rahmen von "workshops" Zeitzeugen kybernetischen Wirkens in der früheren DDR  zu befragen und nach deren Aussagen dann den Versuch zu machen, die großen Leistungen niederzuschreiben und in einem Band der wissenschaftlichen Nachwelt vorzulegen und zu erhalten.)

    Zur Rezeption der Kybernetik in der DDR


    Dr. Frank Dittmann, Heinz Nixdorf Museums Forum,
    Fürstenallee 7, D- 33102 Paderborn

    Norbert Wiener entwickelte 1948 in dem Buch "Cybernetics" eine neue, übergreifende Denk- und Betrachtungsweise. Unterschiedliche Phänomene in der Natur, der Technik und der Gesellschaft konnten nun durch Abstraktion auf die informationelle Ebene mit gleichen Modellen beschrieben werden. Rasch entwickelte sich die Kybernetik zu einer Wissenschaft mit univeralistischem Anspruch, deren Begriffe und Denkmodelle in fast allen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften regelrecht aufgesogen wurden.
    Der Vortrag geht der Rezeption der Kybernetik in der DDR nach. Zunächst als "bürgerlich" und "idealistisch" abgelehnt, fanden kybernetische Modelle ab Mitte der 50er Jahre Eingang in die Gesellschaftswissenschaften der DDR. Als Protagonist ist hier vor allem der Philosoph Georg Klaus zu nennen. Die fast euphorisch zu bezeichnende Stimmung fand ihren Niederschlag auch in offiziellen Parteidokumenten. Kybernetische Methoden sollten einerseits helfen, die politischen Leitungsprozesse der DDR-Gesellschaft besser zu durchdringen. Andererseits bestand die große Hoffnung, damit die zentrale Wirtschafts-
    planung wesentlich zu qualifizieren. Daß sich trotz vieler Aktivitäten nicht die gewünschten Erfolge einstellten, hatte verschiedene Ursachen. Manche Vorstellungen waren einfach illusionär, weitere Pläne scheiterten an der mangelhaften Durchdringung und Modellierung der Prozesse, wieder andere an der unzureichenden Hardware. Ein rasches Ende fand die Rezeption kybernetischer Ideen in den DDR-Gesellschaftswissenschaften zu Beginn der 70er Jahre aber durch das Eingreifen der SED-Führung. Diese reagierte harsch auf die reale Tendenz, daß die Anwendung kybernetischer Modelle in vielen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft immer mehr die ideologischen Grundlagen zu verdrängen drohte.

    Theorie der Paradigmen - TdP


    Baumeister Rudolf-Robert Davideit, Dorfstr. 21 - 23, D- 17209 Stuer

    Ihr Kollege Herbert Stachowiak war der Erste, welcher sich in der Lage und gemüßigt sah, mir im Jahre 1990 eine timulierende Kritik zu erstellen.
    Noch einmal: Vielen Dank, Herr Professor Stachowiak.
    Der führende 'ostdeutsche' Kybernetiker Professor M. Peschel, Groß Schönau, hat eine Halbwertlogik entwickelt, welche auf meine TdP anwendbar ist.
    Das Ergebnis dieser ideellen Verbindung von Turboladern auf mecklenburgische Stuerköpfigkeit, stelle ich hiermit ausschnittsweise der geladenen Öffentlichkeit vor.

    > <
     

    In Maturana und Varela (s. a. "Der Baum der Erkenntnis" S. 148/49) habe ich in meiner Art der "Modellbildung mit GuV" weitere schwergewichtige Mitstreiter.
    Maßgebend für mich ist aber meine praktische Tätigkeit in Entwurf (init.), Berechnung (Att.), Menschenführung (rep.) und Erstellung (Gen.) von Bauvorhaben (Sep.) zum Wohle des Bauherrn (Orbit) mit den Mitteln meiner Theorie der Paradigmen.
    Grau ist alle Theorie.
     
     

    Bildungskybernetische Tradition und neuere Lehrprogramme


    Dr. paed. Klaus KARL, Schützenhofstr. 17, D- 01129 Dresden

    Die Flut neuer „multimedialer" Lernhilfsmittel für Kinder, vor allem unter der Bezeichnung „Lernsoftware" bekannt, fordert altgediente didaktische Programmierer dazu heraus, nach der pädagogisch-psychologischen Qualität dieser Mittel zu fragen. Auf diese Frage werden sie zweifellos - wenn sie ohne Vorurteile sind - abhängig vom konkretem Produkt und von den jeweils zugrunde gelegten Maßstäben und Kriterien - sehr differenzierte Antworten finden. Aufschlussreich ist, dass viele Bewertungskriterien älterer und neuerer Kataloge einander entsprechen. Im Vortrag steht jedoch weniger eine pädagogische, sondern eher eine bildungskybernetisch-begriffliche Fragestellung im Vordergrund: Inwieweit bestehen zwischen den „klassischen" Lehrprogrammen und jenen Hilfsmitteln - hier als „neuere Lehrprogramme" bezeichnet - strukturelle Ähnlichkeiten, d. h. Ähnlichkeiten in ihrem formalen Aufbau? (Dieser ist freilich nicht ohne pädagogischen Bezug.) Mit einem solchen Zugang wird beabsichtigt, nach Möglichkeiten zu suchen, bildungskybernetische Begriffsbildungen unter neuen Bedingungen wieder fruchtbar zu machen.
    Der Begriff des klassischen Lehrprogramms baut auf dem Begriff des Lehralgorithmus auf, welcher durch die Begriffe „Lehrschritt", „Adressatenreaktion" und „Makrostruktur des Lehralgorithmus" näher erklärt wird (vgl. z. B. Lexikon der Kybernetischen Pädagogik, 1993). Mit dem Begriff des Lehrschritts ist der von Prochnow (1964) eingeführte Begriff des Komplexes verwandt. Ein Lehrprogramm wird als eine Folge von Komplexen aufgefaßt, wobei ein Komplex ein geordnetes Quadrupel K = [T, Z, A, S] darstellt (T bezeichnet einen Textteil, Z eine Frage bzw. Aufgabe für den Adressaten, A eine Kollektion von Antwort-Angeboten und S den sog. Strukturoperator). Der Operator S, der den Zusammenhang eines gegebenen Komplexes mit anderen Komplexen im Lehrprogramm aufgrund der Adressatenreaktionen organisiert, ist im Grunde ein spezieller Ausdruck für die algorithmische Struktur des Programms. Durch Spezifikationen der vier Elemente eines Komplexes gelang es in den sechziger Jahren, gewisse klassische Typen von Lehrprogrammstrukturen unter einheitlicher Sicht zu beschreiben.
    Als präzisierte Problemstellung wird gesehen, ob man auch neuere Lehrprogramme komplextheoretisch beschreiben kann.
    Neuere Lehrprogramme setzen vor allem Grafiken, Animationen, Filmsequenzen, das gesprochene Wort und Klänge ein. Das geschriebene Wort spielt demgegenüber eine geringere Rolle. Die praktische Programmierungsarbeit vollzieht sich in der Regel mit Hilfe von Autorensystemen. An die Stelle algorithmusbezogener Hilfsmittel (Flußdiagramme u. a.) treten oft Drehbücher. Damit wird man den verschiedenen medialen Ebenen leichter gerecht (Film/Bild/Ton/Text). Die Analyse kurzer Ausschnitte aus einem Drehbuch läßt nun vermuten, daß auch neuere Lehrprogramme als eine Folge von Komplexen im oben genannten Sinne aufgefasst werden können. Bei entsprechenden Versuchen erweist es sich als zweckmäßig, neue Typen von Komplexen („Grafik-Komplex", „Klang-Komplex" u.a.) und neue Typen der Elemente T, Z, A, S zu konstituieren - gewissermaßen als Ausdruck für eine Anpassung der Komplextheorie an die neuen Bedingungen. Dies bedeutet aber nichts anderes, als dass die Strukturen klassischer und neuerer Lehrprogramme mit gleichen Begriffen beschreibbar sind, so dass sich in dieser Hinsicht eine Trennung zwischen „klassisch" und „neu" erübrigt. Das weckt bescheidenen Hoffnungen derart, dass sich die Bildungskybernetik noch einmal nützlich machen kann.

    Ein kybernetisches Modell der "Kompenetration"


    Mag. Georgine Lánský, HBLA für künstlerische Gestaltung,
    Blütenstr. 17/35, A- 4040 Linz

    Kommunikation ist dann besonders effektiv und übermittelt optimal - so weit es überhaupt geht - die betroffenen Nachrichten, wenn die teilnehmenden Kommunikationspartner bereit und imstande sind, sich auf einander einzustimmen. Diese Einstimmung, die in anderen Zusammenhängen als positive Verstär-kung im Rahmen der selektiven Wahrnehmung umschrieben wird, zeigt auffal-lende Analogie zu einem Phänomen, das der italienische Philosoph Giovanni Gentile „compenetratio" genannt hat. Er hat sich damit auf etwas bezogen, das er also sinngemäß als die gemeinschaftlich gegenseitige Durchdringung der Geister bezeichnet. Übertragungen des italienischen „compenetratio" in die deutschsprachige, geisteswissenschaftlich pädagogische oder philosophische Terminologie lauten: „gegensetige Durchdringung" der Geister / der Seelen bzw. der Akt des Transzendierens zum „Ego" des Gegenübers oder das Werden des transzendentalen Egos.  Nur wenn etwas derartiges passiert, kann in diesem Akt der eigentliche Moment der verstehenden Begegnung zwischen zwei Menschen geschehen, die miteinander kommunizieren wollen. Die sich in diesem Zusammenhang abspielenden inneren Vorgänge und ihre Auswirkung auf  weitere Interaktionen zeigen deutlich, dass in der Sicht der heutigen Kommunikationswissenschaft die damit gemeinten Prozesse nicht nur aus dem Beseitigen von allzu vielen Störungen bestehen oder sich lediglich im Verhindern eines übermäßigen Rauschens in den einzelnen Kanälen erschöpfen können. Es stellt sich also die Frage, wie man die von Gentile erkannte Wirklichkeit in einem Modell der Kommunikation darstellen könnte. Ein wesentlicher Bestandteil des beschriebenen Phänomens ist die mehr oder weniger willentliche und bewusste Hinwendung zum sendenden Gegenüber in Verbindung mit einem tieferen Verstehensniveau. In diesem Beitrag soll eine mögliche Übersetzung dieser eher phänomenologischen Ausdrucksweise in die kybernetische Sichtweise der Kommunikation versucht werden. Damit könnte neben einer möglichen Erweiterung der bisherigen Kommunikationsmodelle auch einer übermäßigen Mystifizierung des Stattfindenden entgegenwirken, welche die ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Vorgängen verhindern würde.
    Als eine mögliche Antwort auf die Frage nach den dabei notwendigen Transferprozessen muss versucht werden zu verdeutlichen, welche Abläufe die einzelnen kommunikativen Kanäle durchlaufen müssen, um eine möglich große Harmonie zwischen dem Sender und einem Empfänger zu erreichen. Technisch umschrieben geht es darum, in Form von Rückkoppelungsschleifen die Anpassung der beiden Teilsysteme in einem Kommunikationsprozess zu beschreiben. Es soll also festgehalten werden, wie weit die s. g. „Kompenetration" die Kodierung und Dekodierung des sendenden und empfangenden Teilsystems beeinflusst, dass sie vergleichsweise schneller und genauer von statten gehen. D. h. wenn man die beiden sich ständig kontrollierenden und korrigierenden Teilsysteme (den jeweils als Regelkreis zu verstehenden Sender bzw. Empfänger) als oszillierend umschreibt, soll das kybernetische Modell der Kompenetration darstellen, wie sie auf die gleiche Schwingungsfrequenz kommen.
    Das klassische Modell der Kommunikation von Claude E. Shannon and Warren Weaver (1949) legt hauptsächlich Wert auf den Informationsgehalt der Kommunikationsprozesse.
    Die Menge an Information, die im Verlauf der Kommunikation empfangen wird, wächst, wenn der übermittelnde und der empfangende Teil des Systems imstande ist, sich auf einander einzustimmen, in eine Art von Resonanz zu kommen. Odobleja nennt diesen Zustand "consonance".
    Eine kybernetisch bestimmte Sichtweise der Kommunikation soll nun verdeutlichen, was eigentlich innerhalb eines Systembestandteils passieren muss, um eine solche Resonanz zu ermöglichen.

    Wissenschaftstheoretische Konsequenzen des Verhältnisses von Bildung und Kybernetik


    Professor Dr. K. F. Wessel, Interdisziplinäres Institut für Wissenschaftsphilosophie und Humanontogenetik
    an der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

    Bildung als vermittelndes System von Inhalten aus kybernetischer Sicht.
    Unter dem Gesichtspunkt der Grenzen und Perspektiven kybernetischer Betrachtung der Bildung wird die "Einbindung" kybernetischer "Ansätze" in ein umfangreiches System wissenschaftstheoretischer Sicht auf Wissenschaftssysteme, in diesem Fall der Pädagogik, Erziehungstheorie diskutiert.
    Kybernetik als Bestandteil von Bildung wird hinterfragt.

    Multimediale Lehrstoffaufbereitung am Beispiel Kryptographie


    Dr. Friedrich G. Zuther, In den Weingärten 34, D- 65760 Eschborn

    Der Einstieg wird durch eine kurze Begriffsklärung von Multimedia gebildet, das ja keineswegs die Verwendung mehrerer Medien, sondern das Ansprechen mehrerer Sinneskanäle durch meist nur ein Medium, den Rechner bedeuten soll.
    Nach einer kurzen Betrachtung über die möglichen Vorteile dieses Medieneinsatzes für die Lehre folgt eine Praxisdemonstration - in der die Grundlagen der Kryptographie in nur 15 Minuten vermittelt werden sollen.

    The responsibility of the computer:  A challenge for research and education


    Professor Dr. Gerd K. Hartmann,  Max-Planck-Institut für Aeronomie,
    Max-Planck-Str. 2, D - 37191 Katlenburg-Lindau

    The trend of computerization is still growing and the equivocal statement "The responsibility of the computer" is a growing challenge for reserach and education.  What chances and risks in the social, economic and psychic domains have been observed and can be expected? Can we assign responsibility to the computer - as a "decision-systems" -  and blame it guilty in the case of failure? The perception of responsibility through human beings gets the more insufficient:
    1. The less optimal the unavoidable necessary "space for play" gets for a symbiosis of man and machine or the more it is intentionally reduced with the help of computers.
    2. The less we conteract the "velociferic trend" - a term which was created by the famous German poet J. W. von Goethe in 1825 from the terms "velocitas (velocity)  and lucifer (devil)" - and the accumulation problem.
    It is a challenge and a task for the (empirical) science, strictly spoken for the scientists, to show what symbiosis can be achieved and what not between man and machine. Simultaneously it is a task for the cultural based education - in a broader sense - to show what is desireable and what not, despite the unavoidable time delay with which new research results can be transformed into the collective consicousness and into relevant actions. This implies:
    a) a sufficient (e.g. reflective) distance in thinking, which considers the historical prior conditions in Europe, which paved the path towards the computer, at least back till the Middle Ages, when the nominalism began to essentially change the European self-understanding.
    b) a (re-) assurance of the complementarity ,  which was not only rediscovered by Niels Bohr in the modern physics but which in the meantime was also rediscovered in other domains and   between the oriental and occidental thinking (cultures).
    As long as the trend "More and faster" is still growing and can be sold with such large profits, it can be assumed that the velociferic trend keeps growing and that the question about the re-sponsibility of the computer will remain unsufficiently answered. Therefore we need to care for a better risk- and crisis-management in the national states, the more the more high tech systems are in use. The suppression of the "year 2000 problem" - also known as "Y2K" or the "Millenium Bug" - makes this very clear, amongst others also in Federal Republic of Germany.
    The author G. K. Hartmann understands the term complementarity - according to N. Bohr:
    ·  Being occurs in two different appearances that are
    · The more one approaches one phenomenon the more one withdraws from the other
      (Simplified: the more focussed the one the less focussed the other)
    · The two phenomena can not be complemtely demixed.
     
     

    Transklassische Überschreitung als Zukunftsvision für Kybernetik und Allgemeine Systemtheorie

    Lage und Bedeutung der beiden Meta-Wissenschaften zur Jahrtausendwende

    Professor em. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker,
    Hetzendorferstr. 58-60/7/5, A- 1120 Wien

    Von den Zwillingsschwestern Kybernetik (K) und Allgemeine System-Theorie (AST), die als Metawissenschaften eine (Wissenschaft und Philosophie zusammenführende) Brückenfunktion ausüben, wird ein Beitrag zur Bewältigung der Gegenwartsprobleme erwartet. Dem üblichen Zutritt zur Wirklichkeit geht es um formale Eindeutigkeit, aber er bleibt deswegen außerhalb seines unerschöpflichen Gegenstandes. K und AST verfahren anders, indem sie sich auch der Innendimension der Welt zuwenden; sie folgen dem Prinzip, einen jeweils eingenommenen Standpunkt zu überschreiten und tragen so der Dynamik des Wirklichen Rechnung. Anstelle des Abstrakten rücken sie das Konkrete in den Vordergrund. Dadurch wird der (K und AST als Abbild des Menschen ansehende) Beobachter zum teilnehmenden Mitspieler erhöht. Er gibt der Uneindeutigkeit des Wirklichen durch Denk- und Erfahrungszugänge in Form von Komplementarität und Autologie (d. h. Selbst-Referenz) Raum. Verwirrt sich ihm das Bild des Gegebenen bis zum Paradox, so betreibt er nicht  -dem klassischen "Ideal" konform- dessen Elimination, sondern bereichert mit ihm die Systembehandlung selbst. Damit verleiht er K und AST den Rang einer Transklassischen Kybernetik (TKK) bzw. Transklassischen System-Theorie (TKST). Die Überwissenschaften setzen Rationalität nicht absolut, sondern vertrauen in erster Linie auf produktive Einbildungskraft. Daher schließen sie eine intensivste Begegnung der Wirklichkeit in Form von Meditation und Ekstase nicht aus und rechnen sogar üblicherweise nicht als wissenschaftlich angesehene Poesie und Prophetie sich zu. Gerade die Nichtbeachtung von Grenzen, somit Revision innegehabter Positionen, schenkt ihnen die für die Zukunftsgestaltung der Menschheit nötige visionäre Kraft.
    Für die Erfassung und Beeinflussung der Wirklichkeit müssen sich die TKK bzw. TKST mit komplementär verwobenen Problemen auseinandersetzen. Sie meistern diese 1. mit neuen Annahmen über das Wirkliche selbst; 2. mit deren Artikulation in einander sich wandelnde Domänen, wobei die Rollen des Beobachters und Wahrnehmers in die des Teilnehmers übergehen, der trotz Mittuns dem System-Theoretiker gleichzusetzen ist; 3. mit Annahmen über die positive Bedeutung des Paradoxes in der Systementfaltung dergestalt, daß bei seinem Enthaltensein in einem der Bereiche mindestens ein anderer, um als Referenz-Basis dienen zu können, davon frei sein muß; 4. mit Anerkennung der Unabhängigkeit, d. h. Autonomie, des Systems vom Menschen, der infolge seines rezeptiven Zutritts zur Wirklichkeit dieser (und auch dem System-"Modell") eine Ambiguität zubilligen muß. Aus diesem Umstand erwächst ihm die Aufgabe, das erhaltene Bild für bestimmte Zwecke pragmatisch zu vereindeutigen, was nur dann gelingt, wenn er, trotz aller existenziellen Problematik, selbst Klarheit über die Bestimmung seines Daseins besitzt. Sie erfließt -über Wissen hinaus- allein aus gläubiger Transzendenzverbindung und ermöglicht bisher kaum versuchte Einflußnahme auf den Wirklichkeitsgrund, womit seine Hoffnung auf Weltrettung keine leere bleibt.

    Grundformen wissenschaftlichen Denkens im Gewand der Kybernetik


    Professor em. Dr. phil. Herbert Stachowiak, Im Dol 15, D- 14195 Berlin

    Es geht hier um das Verhältnis von Philosophie und Kybernetik - Rückblick und Vorausschau. Zunächst wird geklärt, was aus kybernetischer Sicht Denken und was Wissenschaft sei, wobei letztere auch in ihrer Organisationsstruktur im Gesamtsystem unseres Wissens betrachtet wird. Von der Kybernetik werden Hauptkategorien und wichtigste Methoden hervorgehoben. Sodann geht es an die Behandlung der in der Philosophiegeschichte entwickelten Grundformen wissenschaftlich-philosophischen Denkens, die, wenn auch auf höchster Ebene der Welt- und Selbstbetrachtung, dem System unseres Wissens zugeordnet werden. Dazu gehören Einstellungen, Weltbilder, und Weltanschauungen (nach Karl Jaspers), Denkformen (nach Hans Leisegang) Denkmethoden (nach Joseph Bochénski), Erkenntnisstile (nach Helmut Spinner), und die alte  Dichotomie von Erklären und Verstehen wird im Zusammenhang der phänomenologisch-hermeneutischen Sichtweise diskutiert. Das 'Denken über das Denken' findet hier seinen philosophischen Stellenwert, wobei an Erweiterungen und Vertiefungen des "Kybiak"-Modells angeknüpft werden kann. Allgemeine System- und Modelltheorie, erstere in der durch Alfred Locker aktualisierten Form, werden als historisch späte Denkformen vorgestellt.
    Wie steht diese 'Formenlehre' zur Kybernetik ? Kybernetik wird im Schlußteil des Vortrags einmal als Antiwelt des Irrationalismus, zum anderen als umfassende, dynamisierend-systembildende Kraft dargestellt, die jene Grundformen wissenschaftlich-philosophischen Denkens in ihren verschiedenen Ausprägungen gleichsam 'umhüllt', sich dabei ihnen integriert, sie aber auch sich integriert, dabei den allgemeinen Blick schärfend für die Soll-Ist-Problematik in all' diesen Bereichen und ein entscheidendes Wort mitredend auch und besonders auf dem Feld der Philosophie, nicht zuletzt der Wissenschaftstheorie und der wissenschaftsgestützten Technologie. Die Kybernetik ist nicht Diestmagd einer oft ihren humanen Auftrag verfehlenden Technik, sondern Dienerin der Weltweisheit. Sie sollte mehr noch als bisher der Philosophie neue Gesichtsfelder und Bewußtseinsformen erschließen helfen.

    Zur Möglichkeit eines Informationsfeldes


    Professor Horst Völz, Koppenstr. 59, D- 10243 Berlin

    Die klassische Shannontheorie und auch allgemeinere Informationstheorie berücksichtigt (insbesondere beim Begriff der Entropie) keine funktionalen Zusammenhänge. Sie macht nur Aussagen zu Strukturen bzw. Wahrscheinlichkeiten. Funktionale Zusammenhänge der Information werden vor allem durch Algorithmen beschrieben. Diese sind aber diskret. So bleibt für Informationsbeschreibungen eine Lücke im Bereich analoger Zusammenhänge. Bei der Analyse anderer Gebiete zeigt sich, daß brauchbare Ansätze für analoge und funktionale Information durch Felder gegeben sein könnten. Sie ermöglichen dann auch für Information Ursache-Wirkungs-Relationen. So entstand der Begriff Informationsfeld, der dann aber einer Definition bedarf. Leider ist selbst in der Physik, wo Felder eine zentrale Bedeutung besitzen, keine Definition des Feldbegriffs zu finden. Die Felder sind meist nur mathematisch eingeführt und werden an ihren Wirkungen erkannt. Es gibt aber anderseits bereits einige Arbeiten, die mit feldartigen Auffassungen bei der Information umgehen. Die mir bekannte älteste Arbeit stammt aus der Soziologie von Lewin. Weiter haben sich auf unabhängige und unterschiedliche Weise dazu Sheldrake, Bonitz, Gurwitsch und Fischer geäußert. So kam es „nur" noch darauf an die Ansätze zu verallgemeinern und wenn möglich praktikabel zu machen. Hierzu ist zu bemerken, daß es wohl zumindest zunächst genügt, Informationsfelder als Modelle für etwas anzusehen. Ob sie dann in der Wirklichkeit existieren ist dabei zweitrangig. Diese Ansätze werden in dem Vortag ausgeführt. Als Beispiel sei nur die „Abstandsregelung" zwischen Menschen erwähnt. Das Beispiel mit den Igeln von Brecht, das aber eigentlich auf Schopenhauer zurückgeht sei dazu nur angedeutet. Eine erste zusammenfassende Darstellung befindet sich in Völz: Das Mensch-Technik-System, expertverlag 1999.

    Eine polykontexturale Systemtheorie und deren Konsequenzen


    Professor Dr. Eberhard  von Goldammer, Hackertsbergweg 143, D- 58454 Witten

    The idea of an extension of classical logic to cover simultaneously active ontological locations was introduced by Gotthard Günther (1900-1984, US-American thinker, born in Germany, colleague of Heinz von Foerster at the BCL, Urbana, Illinois). The idea of Polycontextural Logic originates from Guenther's studies of the work of Hegel, Schelling and the foundation of cybernetics in cooperation with Warren St. McCulloch. His aim was to develop a philosophical theory and a mathematics of dialectics and of self-referential systems - a cybernetic theory of subjectivity as an interplay of cognition and volition.
    Polycontextural logic is a many-systems logic, a dissemination of logic, in which the classical logic systems (called contextures) are enabled to interplay with each other, resulting in a complexity which is structurally different from the sum of its components. Although introduced historically as an interpretation of many valued logic, polycontextural logic does not fall into the category of fuzzy or continuous logic or other deviant logical systems. Polycontextural logic offers new formal concepts such as multinegational and transjunctional operations.
    The world has infinitely many logical places (or locations); each location is representable by a two-valued system of logic when viewed in isolation. How-ever, a coexistence - a heterarchy - of such locations can only be described by a non-classical relationship in a polycontextural logical system. We shall call this relation the proemial relationship which is the term used by Guenther. "Proemial" means "to preface" and the relationship "prefaces" the difference between relator and relatum of any relationship as such. Thus the proemial relationship provides a foundation of logic and mathematics on a deeper level as an abstract potential from which the classic relations and operations emerge.
    The proemial relationship rules the mechanism of distribution and mediation of formal systems (logics and arithmetics), as developed by the theory of polycontexturality. This relationship was characterized as the simultaneous interdependence of order and exchange relations between objects of different logical levels.
    In other words, the theory of polycontextural logic (PCL) offers a new approach to a Logical Theory of Living Systems.
     
     


    Wie kam es zu dem am ersten Advent (28. November) des Jahres 1999 erstmals zu verleihenden Preis für herausragende Beiträge zur Gesellschafts- und Kommunikationskybernetik, Philosophie, Geschichte und gesellschaftlichen Relevanz der Kybernetik ?

    von Siegfried Piotrowski

    Im Februar 1998 fand an der Universität/GH Paderborn aus Anlaß der Emeritierung von Professor Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank eine "Internationale Woche der Begegnung" statt. Das Institut für Kybernetik Berlin e.V. / Gesellschaft für Kommunikationskybernetik hat sie mitveranstaltet.
    In diese Veranstaltung eingebettet war unter anderem auch das Symposium "Europäische Kommunikationskybernetik am Jahrtausendende". 'Mathematische Modellierung mentaler Prozesse', 'Mehrkanalmedien ("Multimedia") für die Bildung' und 'Machbare Mehrsprachigkeit für den Ausbau Europas und die internationale wissenschaftliche Kommunikation' lauteten die Themen der drei Arbeitsgruppen.

    Das Referat des Kollegen Wenzhu AN von der Universität Bejing beschäftigte sich mit dem Thema "Anwendungsmöglichkeit der Bildungskybernetik auf die Bildungsverwaltung". Als ich mich einige Wochen nach dem Symposium etwas und danach dann sehr nah mit den Thesen AN's zur Reform der Bildungsverwaltung beschäftigte, stellte ich fest, daß man sich bei erforderlichen Reformen nicht nur auf die Bildungsverwaltung  beschränken darf und sich insbesondere der  Möglichkeiten der Organisations-
    kybernetik bedienen müßte.
    Ich begann, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und meine Gedanken in einem Aufsatz zusammenzutragen.

    Im Juni 1998 nahm  ich mit Professor Frank in Budweis  an der 7. Prager Konferenz über Kybernetische Pädagogik (Pädagogische Software '98) teil. Dort entstand in Gesprächen mit ihm die Idee, einen -nicht mit dem Wiener-Schmidt-Preis zu erwechselnden- Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Organisations- und Beriebswirt-
    schaftskybernetik zu installieren und alle zwei Jahre, erstmals 1999, zu vergeben.

    Dieser neue Preis, so stellte ich mir das vor, sollte auf die, wie mir schien in Vergessenheit geratene Organisationskybernetik aufmerksam machen und Anreiz sein, sich mit diesem Teilbereich der Kybernetik wieder intensiver auseinanderzusetzen.

    Im November vorigen Jahres stellte ich unter dem Thema "Organisation und Kybernetik" diese Initiative anläßlich unserer Berliner Konferenz "Bildung und Kommunikation in und für Europa" vor. Die Mitgliederversammlung des Instituts für Kybernetik gab für einen neuen Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf den Gebieten der Gesellschafts- (Sozio-) und Organisationskybernetik "grünes Licht".

    Anläßlich des GPI (Gesellschaft für Pädagogik und Information)-Symposiums "Europa im Gespräch - Bildungsmedien für die zeitgeschichtliche Erwachsenenbildung" Ende Juni 1999 in Wien ergab sich ein Gespräch mit den Professoren  Locker und  Frank. Das Gespräch war sehr fruchtbar und ich gebe gerne zu, daß auch das Abendessen im Kupferdachl hervorragend war. An diesem Abend nahmen das Symposium "Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik", das wir Freitag und gestern hier veranstalteten und der heutige Vormittag Gestalt an. Ich mußte dann nur noch ein bisschen schreiben und telefonieren und überzeugen und verwerfen und modifizieren und ein Foto von Herrn Stachowiak haben, ohne daß er davon erfuhr, damit die Medaille gestaltet werden konnte, und und, ... na Sie wissen selbst, oder können es sich vorstellen, was alles getan werden muß, um eine mehrtägige Veranstaltung zu planen.

    Der heutige Morgen wiegt alle Arbeit auf. Ich freue mich, dass Sie zur ersten Verleihung unseres Preises und insbesondere zu Ehren des zu Ehrenden gekommen sind. Ausdrücklich sage ich allen, die mit Referaten ein hoch interessantes Symposium gestalteten, allen die bei der Organisation geholfen haben, insbesondere Herrn Professor Dr. Wickström, aber auch seiner Tochter, die uns in den Kaffeepausen versorgte, ganz herzlichen Dank.

    Auf Wiedersehen Mitte kommenden Jahres zu einem ersten "workshop" und dann wieder zum nächsten "Berliner November".
     
     

    Zum Wissenschaftsideal des Herrn stud. math. nat. Herbert Stachowiak

    p ° V = const.,
    d.h. Entmachtung der Politik durch die Vernunft" (1947) -
    Privatdozent Dr. Ekkehard Höxtermann, Märkische Allee 326, D- 12698 Berlin

    Am 24. April 1947 veranstaltete der Studentenrat der im Vorjahr wiedereröffneten Universität Berlin den 1. Dies Academicus der Nachkriegszeit. Von „Berliner Tonkünstlern" umrahmt, standen die Festansprache des Historikers Fritz Hartung (1883-1967) über die „Geschichte der Universität Berlin" und die Ansprache des Herrn stud. math. nat. Herbert Stachowiak über „Das Wissenschaftsideal der akademischen Jugend" im Mittelpunkt der Feier im Admirals-
    palast. Stachowiak, zwei Monate zuvor in den Studentenrat gewählt und dessen erster Kulturreferent, schlug eine Brücke von der Naturwissenschaft zur Politik. Nach den menschenverachtenden, tödlichen Doktrinen und Diktaten der NS-Zeit, den unfaßbaren Opfern und Trümmern des Weltkrieges schrieb er die Sehnsucht nach einer friedvollen und humanen, vernünftigen und besonnenen Welt, gleichsam als Programm, in eine Formel. Die Zustandsgleichung idealer Gase p°V/T=const. beschreibt den Zusammenhang von Druck, Volumen und Temperatur und bildete in der Tat eine sinnfällige Metapher für das Wunschbild einer idealen Gesellschaft. Mit p für Politik und V für Vernunft verhieß sie, unter Substitution der Temperatur T durch ein gegebenes soziales Temperament, einen Sieg der Vernunft durch die „Entmachtung der Politik". Der damals 25jährige Mathematikstudent mahnte eine vernünftige Verbindung von „Erkennen und Handeln" durch sinnstiftende, ethisch-moralische Normative an. Erst durch die Verknüpfung von wissenschaftlicher Denkkraft und sittlicher Gesinnung könnten „Gleichgewichtsstörungen" vermieden werden, was bedeute, „… daß Wissenschaft weder bloßer Nützlichkeit unterworfen noch sich eitel zum Selbstzweck sublimieren soll, daß sie den Menschen vielmehr durch seine Wahrheitserkenntnis zur Selbstläuterung und Sittlichkeit, zum Glauben an das Gute, zu höherem Bewußtsein führen soll." Die so überaus optimistische, von christlichem Ethos getragene Hoffnung auf eine intellektuelle Renaissance endete mit der Sentenz: „Streben ist besser als Haben! Der Weg steht für uns noch über dem Ziel." Die „Ansprache" enthielt, wie der Redner 1999 verwundert feststellt, bereits viele „lebenslange Invarianten" seines Denkens.
    Eingedenk der Zeit und ihrer Wunden erstaunt die zuversichtliche, idealistische Grundhaltung, die im Auditorium begeisterte Zustimmung wie mißfällige Ablehnung erfuhr. Bemerkenswert war indes, daß die vorgetragenen Gedanken nicht eilfertig und einseitig von den Parteien des aufkommenden Kalten Krieges zu vereinnahmen waren. Sie stärkten vielmehr jene, die den neuen Feindbildern und demagogischen Selbstbespiegelungen mißtrauten und geistige Unabhängigkeit erstrebten. Einer, den dem Vernehmen nach die Worte des Stud. math. nat. tief berührten und rührten, war der Botaniker und erste Nachkriegsdekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Kurt Noack (1888-1963). Es gab eine auffallende Konkordanz - in der Verweigerung letzter Antworten aus Ehrfurcht vor dem Leben, im Erstreben akademischer Freiheiten wie in der Zurückweisung der Ideologien.
    In einer Rundfunksendung über die Aufbauarbeit der Fakultät hatte Noack im März 1946 einen untrennbaren Zusammenhang von Naturforschung und Philosophie skizziert, dabei aber die „Bearbeitung naturgegebener Tatsachen" über deren formale Behandlung seitens der Geisteswissenschaften gestellt und die geistige Freiheit des Naturforschers eingefordert. In einem denkwürdigen, öffentlichen Akademievortrag vom Juni 1948 wurde er deutlicher: „Irgendwelche philosophischen Grundmaximen, erwachsen aus dem jeder Generation eigenen Streben nach Abrundung ihres Weltbildes, oder, um mit Windelband zu reden, nach einem Gesamtsinn aller Wirklichkeit helfen hier nicht weiter. Noch nie hat irgendein ,ismus' den Naturforscher unmittelbar gefördert; er ist Fanatiker der Tatsachen."
    Der Dies Academicus wurde zum Schnittpunkt zweier Lebensbahnen, eines hoffnungsvollen Studenten und eines lebensvollen Universitätslehrers. Die wechselseitigen Projektionen bestärkten sie in der Wahl ihrer selbstbestimmten Wege. Es steht zu vermuten, daß der pragmatische, wertkonservative, nationalgesinnte Gelehrte, der sich in der Rolle eines „politischen Prellbocks" sah und, allen Anfeindungen zum Trotz, zwischen alle Stühle setzte, bis er 1953 als Dekan der Humboldt-Universität und 1957 auch als Klassensekretar der Ostberliner Wissenschaftsakademie resignierte, dem jungen Hochschüler ein Beispiel gab. Das oben genannte Schlußzitat des Festredners Stachowiak hieß bei Noack, mit einem Sinnspruch des römischen Dichters Properz: „In magnis voluisse sat est."
     
     

    Institut für Kybernetik Berlin e.V. / Gesellschaft für Kommunikationskybernetik


    von Siegfried Piotrowski

    Seit 35 Jahren besteht das Institut für Kybernetik. Als Mitglied seines  Direktoriums stelle ich Ihnen seine Geschichte kurz vor und mache Sie mit seinen heutigen Aktivitäten vertraut.

    Am 26. Mai 1963 wurde Dr. Helmar Frank (http://www.uni-paderborn.de/extern/fb/2/Kyb.Paed/frank.html)
    auf den gerade neu eingerichteten "Lehrstuhl für Informationswissenschaft" an der damaligen Pädagogischen Hochschule zu Berlin berufen. (Fast) alles Schrifttum sieht diese Berufung (zu Recht) als Ursprung des Instituts an.
    Schon im Januar 1964 kamen zwei Mitarbeiter hinzu und begannen mit dem Aufbau eines Lehrmaschinenlabors. Professor Dr. Stein, als damaliger Berliner Senator für Wissenschaft und Kunst, stimmte am 28. August 1964 der Ausweitung der For-
    schungs- und Entwicklungsstelle zum (offiziellen Hochschul-)"Institut für Kybernetik" unter der Leitung des Lehrstuhlinhabers zu.

    Schon bald dehnte sich das Arbeitsgebiet über die Lehrautomatenentwicklung hinaus auf andere Zweige der Kommunika-
    tionskybernetik, insbesondere der kybernetischen Pädagogik, aus: auf die Informationspsychologie, die systematische Entwicklung von Lehralgorithmen, den rechnerunterstützten Unterricht und die Organisationskybernetik.

    Am 18. März 1964 wurde unter dem Gründungsvorsitz des Lehrstuhlinhabers die internationale "Gesellschaft für Programmierte Instruktion (GPI) e.V." in Nürtingen gegründet, deren Sekretariat bis 1970 Gast des Instituts war. Sie nennt sich seit einigen Jahren "Gesellschaft für Pädagogik und Information". Seit Mitte 1995 ist das Institut für Kybbernetik Berlin e.V./
    Gesellschaft für Kommunikationskybernetik selbständige Sektion der GPI.

    Im März 1966 veröffentlichten IfK und GPI das erste Fachlexikon der kybernetischen Pädagogik und der Programmierten Instruktion im Verlag Schnelle: einer der Mitbegründer der Kybernetik, Professor Dr. Hermann Schmidt, der dem Institut eng verbunden war, schrieb das Geleitwort.

    Im Januar 1967 wurde dem Institutsdirektor das mit Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk und der Siemens AG eingerichtete "Rechenzentrum des Instituts für Kybernetik" übergeben. Im Februar 1968 wurde das am Institut mit Förderung der Nixdorf AG entwickelte rechnerunterstützte Parallelschulungssystem ROBBIMAT III sowie ein Anschluß an das Rechenzentrum des Instituts zur Fernbenutzung der Formaldidaktiken ("Telealzudi") in der Berliner E. O. Plauen-Schule öffentlich eingeweiht. Damit war der Grundstein für den rechnerunterstützten Unterricht (RUU) und den Einsatz der Formaldidaktiken in der deutschen Schulpraxis gelegt. Einen Monat später stellte das Institut im Deutschen Museum in München das Prinzip der Formaldidaktiken durch Datenfernübertragung mit seinem Rechenzentrum vor.

    Im Juli 1969 konstituierte sich im nordrheinwestfälischen Kultusministerium in Düsseldorf das Beratungs- und Planungsgremium zur Gründung der vom Paderborner Kleinrechnerpionier Heinz Nixdorf zusammen mit dem Institutsdirektor initiierten späteren "Forschungs- und Entwicklungszentrums für objektivierte Lehr- und Lernverfahren" (FEoLL). Im November 1969 wurde die Standortfrage des FEoLL zugunsten von Paderborn entschieden, was die Gründung der heutigen Universität Paderborn (1972) politisch ermöglichte. Im November 1970 wurde das FEoLL als gemeinnützige GmbH gegründet und existierte in dieser Rechtsform bis zur Eingliederung in die Universität 1983.

    1972 verließ ein Teil der Institutsangehörigen das Berliner "Stamminstitut" um am FEoLL und den beiden weiteren, vom Institut und der GPI initiierten Gründungen mitzuarbeiten:Bildungstechnologisches Zentrum (BTZ) in Wiesbaden und Bildungswissenschaftliche Universität Klagenfurt.  Das Berliner Hochschulinstitut gab sich die Rechtsform des eingetragenen Vereins. Heute unterscheiden wir formal zwischen 1. diesem Verein, also dem Institut für Kybernetik Berlin e.V. (seit 1994 mit dem Namenszusatz "Gesellschaft für Kommunikationskybernetik"), 2. dem Institut für Kybernetik, gemeinnützige GmbH in Paderborn und 3. dem rechtlich nicht selbständigen AIS-Institut für Kybernetik in Paderborn, Prag und Budweis. Die meisten Aktivitäten werden aber gemeinsam getragen, und ein Teil der Mitglieder gehört formal zu allen diesen Institutionen.

    Das IfK/GKK beschäftigt sich u. a. mit der jährlichen (Mit-)Ausrichtung von wissenschaftlichen Symposien. Im Dezember 1994 wurde an der Technischen Universität Berlin während einer vom IfK/GKK mitveranstalteten Feierstunde anläßlich der 100. Geburtstage von Hermann Schmidt und Norbert Wiener, den "Vätern der Kybernetik", der Wiener-Schmidt-Preis proklamiert. Er wurde gestiftet für hervorragende wissenschaftliche Leistungen zur Förderung der Bildungstechnologie.
    [Piotrowski, Siegfried (Hrsg.): Kybernetische Ursprünge der europäischen Bildungstechnologie; 1996, Institut für Kybernetik, Berlin & Paderborn, ISBN 3-929853-04-3]

    Am 30./31. Juli 1996 fand an der Pädagogischen Fakultät der Karlsuniversität Prag aus Anlaß des 70. Geburtstags von Professor Dr. Milos Lánský ein Internationales Symposion über Bildungskybernetik statt. Es wurde gemeinsam von der Sektion Kybernetik der AIS, vom IfK/GKK, von der tschechischen AIS und dem Bildungstechnologischen Lehrstuhl der Karlsuniversität veranstaltet. Dabei wurde erstmals der Wiener-Schmidt-Preis zugleich für die Gesellschaft für Pädagogik und Information e.V. (GPI) durch deren selbständige Sektion, das Institut für Kybernetik Berlin e.V./Gesellschaft für Kommunikationskybernetik an Professor Dr. Milos Lánský vergeben.

    Anläßlich der Internationalen Woche der Begegnung vom 13. bis 21. Februar 1998 an der Universität/GH Paderborn würdigte das IfK/GKK das Lebenswerk von Professor Dr. Klaus Weltner durch die zweite Verleihung des Wiener-Schmidt-Preises.

    Im November 1998 veranstaltete das IfK/GKK an der Technischen Universität Berlin die Berliner Konferenz "Bildung und Kommunikation in und für Europa" mit. Anläßlich der 1998er Mitgliederversammlung wurde die Vergabe eines neuen Kybernetik-Preises beschlossen. Der Preis soll alle zwei Jahre, erstmals 1999, verliehen werden und zwar für herausragende Beiträge zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung und gesellschaftlichen Verankerung der Gesellschafts- und Organisations-
    kybernetik.

    Vom 26. bis 28. November 1999 fand an der Humboldt-Universität Berlin unter dem Rahmenthema "Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik" ein Symposium mit den drei Arbeitsgruppen Wissenschaftsorganisation - Organisationskybernetik, Philosophie der Kybernetik - Kybernetik der Philosophie und Kybernetik des Lehrens - Lehren der Kybernetik statt.
    Im Rahmen dieses Symposiums erfolgte die Verleihung des neuen Preises am Sonntag, 28. 11. 1999, 11:00 Uhr in einer Feierstunde an den Kybernetiker und Philosophen Prof. em. Dr. phil. Herbert Stachowiak.

    Pfingsten 2000 veranstaltet das Institut in Hradec Kralové (Königgräz/CZ) die 8. Prager Konferenz über Kybernetische Pädagogik mit.

    (Medaille zum Preis für Gesellschafts- und Organisationskybernetik)
     
     


    Stiftungsstatut  zum  Preis  für  Gesellschafts-  und  Organisationskybernetik

    Das Institut für Kybernetik Berlin e. V. / Gesellschaft für Kommunikationskybernetik - IfK/GKK -  vergibt in Verbindung mit der Sektion Kybernetik der Internationalen Akademie der Wissenschaften -Akademio Internacia de la Sciencoj (AIS)- San Marino diesen Preis, der nicht die Kybernetik insgesamt, sondern vor allem innerhalb der Humankybernetik den Komplementärbereich zur Kommunikationskybernetik betrifft,  für herausragende Beiträge
    * zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Gesellschafts (Sozio-)- und Organisationskybernetik oder ihrer (empirischen und/oder theoretischen) Grundlagen oder auch zur Philosophie, zur Geschichte oder zur gesellschaftlichen Relevanz der Kybernetik  und
    * zu deren Förderung und gesellschaftlichen Verankerung durch Publizistik, Institutionalisierung oder akademische Lehre.

    Durch diesen Preis soll eine dokumentierte, wesentliche Einzelleistung oder das wissenschaftliche Lebenswerk des Preisträgers gewürdigt werden. Die Stiftung des Preises wurde 1998 in Budweis zwischen dem Gründungsdirektor des Berliner Hochschulinstituts für Kybernetik, der Vorgängereinrichtung des heutigen IfK/GKK, Präsident des Senats der Internationalen Akademie der Wissenschaften (AIS) San Marino, Professor Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank und dem stellvertretenden Direktor des Instituts, Professor h. c. Dr. Siegfried Piotrowski, Universität Hermannstadt (Sibiu/RO) vereinbart, anläßlich des "Berliner November" 1998 von der Mitgliederversammlung des Instituts beschlossen und in den Mitgliederzeitschriften bekanntgemacht.

    Die Vergabe des Preises erfolgt nach folgenden Regeln:

    Artikel 1

    Der Preis soll in der Regel in jedem zweiten Kalenderjahr, erstmals 1999, vergeben werden.

    Artikel 2

    Die Preisvergabe erfolgt öffentlich anläßlich einer vom IfK/GKK (mit-) getragenen  Fachveranstaltung (Symposium).

    Artikel 3

    Der Preis besteht aus
    1. einer Medaille,
    2. einer von den autorisierten Repräsentanten der Vergabeinstitution und der Jury unterzeichneten Urkunde, die in der Regel in der deutschen Sprache abgefaßt ist,
    3. dem Begründungstext der Preiszuerkennung (Laudatio) mit Auflistung der jeweiligen Jury-Mitglieder und der bisherigen Preisträger.

    Artikel 4

    Die Mitglieder des IfK/GKK sind berechtigt, dem jeweiligen bekanntzugebenden Sprecher der Jury einen würdigen Preisempfänger bis längstens drei Monate vor dem angesetzten Preisvergabetermin vorzuschlagen. Eigenbewerbungen sind nicht zulässig. Der Vorschlag soll eine in der Laudatio verwendbare Begründung, die die zu würdigende Leistung ausführlich kennzeichnet, beinhalten.
    Die Leistung muß durch nachzuweisende wissenschaftliche Veröffentlichung(en) dokumentiert sein. Das Dokumentationsma-
    terial ist der Jury auf Wunsch vorzulegen.
    Die Preisvergabe ist ausschließlich an natürliche Personen möglich.

    Artikel 5

    Die Ausschreibung des Preises mit Nennung des (nächsten) Vergabetermins sollte (zumindest) in der (den) Mitglieder-
    zeitschrift(en) des IfK/GKK, und zwar spätestens 6 Monate vor diesem Termin erfolgen.
    Das Direktorium und der Institutsrat des IfK/GKK sollten spätestens vier Monate vor dem Vergabetermin jeweils 2 Mitglieder aus ihren Reihen als Jury-Mitglieder benennen. Die Jury wählt aus ihren Reihen einen Sprecher, der die Entscheidung über den Preisträger spätestens zwei Monate vor dem Vergabetermin herbeiführen sollte und mit entsprechender Begründung dem Direktorium und Institutsrat unverzüglich mitteilt. Einsprüche gegen die von der Jury getroffene Wahl sind innerhalb von zwei Wochen begründet dem Sprecher der Jury mitzuteilen. Können sich Jury, Direktorium und Institutsrat nicht einvernehmlich auf einen Preisträger einigen, fällt die Preisvergabe zum vorgesehenen Termin aus.
    Anläßlich des Vergabetermins wird der Preis durch den Sprecher der Jury  übergeben, sofern Direktorium und Institutsrat nicht vier Wochen vor dem Termin eine andere Persönlichkeit einvernehmlich benannt haben.
    Nach dem Vergabetermin hat der Sprecher der Jury dafür zu sorgen, daß rechtzeitig die nächste Ausschreibung erfolgt und eine neue Jury benannt wird. Wiederbenennung ist möglich.
    Für die erste Preisvergabe, die für November 1999 in Berlin vorgesehen ist (die weiteren Verleihungen erfolgen dann an mit der Tagung der Gesellschaft verbundenen Orten), übernimmt Professor Dr. Siegfried Piotrowski  die Rolle des Sprechers der Jury, für die im übrigen der federführende Direktor, Professor Dr. habil. Heinz Lohse, Professor Dr. habil. Dr. h. c. Helmar G. Frank, Professor em. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker, Wien, Professor Dr. Bengt-Arne Wickström und Professor Dr. K. F. Wessel benannt sind.

    Artikel 6

    Der Preis wird nach der erstmaligen Verleihung aufgrund einstimmigen Beschlusses der ersten Jury in "Herbert-Stachowiak-Preis" benannt und der erste Preisträger zum lebenslangen Mitglied der Jury berufen.

    Artikel 7

    Das IfK/GKK veröffentlicht in ihrer/ihren Mitgliederzeitschrift(en) die Entscheidung der Jury einschließlich der vom Sprecher der Jury gegebenen Begründung. Nicht genannt werden der Vorschlagende, das Abstimmungsverhältnis und andere, der Entscheidung vorangegangene Einzelheiten.
     

    Organisation und Kybernetik


    von Siegfried Piotrowski

    1. Einleitung

    Anläßlich der Internationalen Woche der Begegnung vom 13. bis 21. Februar 1998 an der Universität-GH Paderborn stellte Professor Dr. Wenzhu An von der Universität Beijing in einem kurzen Referat "Anwendungsmöglichkeiten der Bildungs-
    kybernetik auf die Bildungsverwaltung" vor. Eine Referat-Inhaltsangabe ist im Tagungsband zu dieser Veranstaltung nachzulesen. [1]

    An erläutert, daß nach seinen Untersuchungen die Verwaltung ein weites Feld kybernetischer Betätigung sei. Informationsflüsse zwischen den Menschen, über Gegenstände, Finanzen und die Zeit seien zu beobachten und zu kontrollieren. Die für eine kybernetische Betrachtung zu erfassende Struktur der Bildungsverwaltung zeigt ein Modell, das den geschlossenen Informationskreis darstellt.

    In drei Phasen ist nach An's Auffassung an eine Reform der Bildungsverwaltung heranzugehen:
    1. Ermittlung eines zielorientierten Indexsystems zur Bewertung,
    2. das Suchen und Messen der Differenz zwischen dem "Ist-" und dem "Sollwert" sowie
    3. die Berichtigung der Zieldifferenz.

    Tatsächlich ist gerade die Verwaltung, nicht nur die Bildungsverwaltung, sondern auch die in Unternehmen, Genossenschaften, Kirchen, Parteien, um nur einige aufzuzählen, ein weites Feld kybernetischer Organisationsmöglichkeiten.
    Deshalb ist aus meiner Sicht zu empfehlen,
    a. sich bei erforderlichen Reformen nicht auf die Bildungsverwaltung zu beschränken und, was mir viel wesentlicher erscheint,
    b. hierzu mehr die Möglichkeiten der Organisationskybernetik (denn die meint An, auch wenn er die Bildungskyberbetik anspricht) zu untersuchen.

    2. Das "Organisieren" nach Frank

    Nachdem Dr. Helmar Frank am 26. Mai 1963 auf den gerade neu eingerichteten "Lehrstuhl für Informationswissenschaft" an der damaligen Pädagogischen Hochschule zu Berlin berufen wurde, und schon am 28. August 1964 Professor Dr. Stein, als damaliger Berliner Senator für Wissenschaft und Kunst der Ausweitung der Forschungs- und Entwicklungsstelle (Aufbau eines Lehrmaschinenlabors) zum (offiziellen Hochschul-) "Institut für Kybernetik" unter der Leitung des Lehrstuhlinhabers zustimmte, dehnte sich das Arbeitsgebiet schon bald über die Lehrautomatenentwicklung  hinaus auf  andere Zweige  der  Kommunika-
    tionskybernetik, insbesondere der kybernetischen Pädagogik, aus: auf die Informationspsychologie, die systematische Entwicklung von Lehralgorithmen, den rechnerunterstützten Unterricht und die Organisationskybernetik.[2]

    Frank hat die Organisationskybernetik als Teilgebiet einer Theorie und Technik des "Befähigens", d. h. der Übertragung, "Delegation", von Spezialistenfunktionen der Nachrichtenverarbeitung an natürliche oder gemischte (aus natürlichen und künstlichen zusammengesetzte) Fremdsysteme verstanden wissen wollen. Das delegierende System heiße in seiner Theorie Vorsystem, dasjenige, an welches delegiert wird, Nachsystem.

    Die Abbildung 1 zeigt den Frank'schen Begriff der Organisationstechnik. Danach stellt das "Organisieren" eine der möglichen delegierenden Operationsweisen neben denjenigen des "Lehrens" (praktische Pädagogik), des "Automatisierens" (Maschinentechnik) und des "Dressierens" (Zootechnik) dar. Ziel der theoretischen Organisationskybernetik nach Frank war es, Organisieralgorithmen aufzufinden, d. h., eindeutige Verfahrensvorschriften zur "Befähigung" solcher Kommunikationssysteme, die sich aus mindestens zwei Menschen zuzüglich weiterer nichtmenschlicher Systembestandteile zusammensetzen. [3][4][5][6]

    Die Theorie Franks leistete einen wichtigen allgemein-methodologischen Beitrag zum damals modernen Management der Büro- und Verwaltungsorganisation.
     
     


    Abb. 1: Frank'scher Begriff des Organisierens
    (aus Handwörterbuch der Organisation)

    3. Organisationstheorie

    Lehmann charakterisiert im "Handwörterbuch der Organisation" das Objekt der Organisationslehre im deutschen Sprachraum wie folgt:
    Es handelt sich generell um die Zusammenfassung (Verknüfung) von Teilen (Elementen, Gliedern) im Hinblick auf eine übergeordnete Zielsetzung zu einer neuen Einheit (System, Ganzheit) bzw. um das Ergebnis dieses Vorgangs.
    Die Weite dieses Ansatzes der letztlich (bei Ausklammerung der natürlichen) alle künstlich durch menschliche Gestaltungshandlungen geschaffenen Systeme umschließt, führt dazu, daß die Arbeiten der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen "organisatorische" Fragestellungen zum Inhalt haben. Das gilt nicht nur für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, sondern auch für die Rechtswissenschaft und die Ingenieurwissenschaften.[7]

    Seit Jahrzehnten  unterschiedliche Auffassungen über den Begriff der Organisation in Verbindung mit (teilweise zu) spezieller Fragestellung der Forschung ergaben verschiedene Objekte und Ansatzpunkte für die Theoriebildung. Eine allgemeine, ich meine damit eine "umfassende" und eine Reihe spezieller Organisationstheorien haben sich entwickelt. Letztere behandeln lediglich Teilaspekte bzw. wenden besondere Fragestellungen an.

    Wild nennt als spezielle Organisationstheorien beispielsweise betriebswirtschaftliche, soziologische, psychologische, technologische und hierbei insbesondere informationstechnologische, kybernetische, rechtliche usw., die die organisatorischen Phänomene unter jeweils spezifischem Aspekt behandeln, und beispielsweise den Zusammenhang von Organisation und Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Leistungserstellung, Organisation und Sozialverhalten, Organisation und Psyche, Technologie, Recht etc. betrachten. [8][9]

    Er stellt folgende Kriterien auf, woran sich Organisationstheorien messen lassen müssen:

    1. Prüfbarkeit: Organisationstheoretische Aussagen sind so zu formuliern, daß ihr objektiver Wahrheitswert an der Wirklichkeit feststellbar ist. Faktische Prüfbarkeit ist die Voraussetzung für den empirischen Gehalt von Aussagen.  Nach Popper'schen Kriterien [10] wäre sogar prinzipielle Falsifizierbarkeit unerläßlich.
    2. Empirischer Informationsgehalt: Die Aussagen müssen empirisch gehaltvoll sein und  über  die Verhältnisse der Wirklichkeit informieren. Der Informationsgehalt einer Theorie ist um so größer, je größer die Universalität und die Präzision ihrer generellen Aussagen  sind.
    3. Bestätigungsgrad: Die heranzuziehende Menge des bereits vorliegenden Erfahrungsmaterials  drückt als induktive Wahrscheinlichkeit die relative Glaubwürdigkeit, also den Konfidenzgrad der Theorie respektive ihrer Gesetzeshypothe-
    sen absolut bzw. im Vergleich  zu anderen Theorien aus.
    4. Geltungsmodus: Die Kriterien 1. bis 3. sind nur durch Realtheorien, bestätigungsbedürftige theoretische Aussagensysteme aus Hypothesen, erfüllbar.
    5. Widerspruchsfreiheit: Logische Widerspruchsfreiheit der Aussagen einer Organisationstheorie sind vorauszusetzen.
    6. Universalität: Sie betrifft den Allgemeinheitsgrad sowohl des Aussagenumfangs als auch dessen Geltungsbereich. Der Geltungsbereich ist in seinem Wenn-Teil unter drei Aspekten  zu analysieren:
    a.  in raum-zeitlicher Hinsicht,
    b. im Hinblick auf den sachlichen Aussagenumfang und
    c.  im Hinblick auf den tatsächlichen Anwendungsbereich der Theorie, der von der faktischen Existenz der Randbedingungen und Gesetze abhängig ist.
    7. Präzision: Die Aussagenschärfe, also der Grad der Genauigkeit, Bestimmtheit, mit der die Eigenschaften organisatorischer Sachverhalte und ihrer Wirkungen gekennzeichnet sind, ist ein weiteres wichtiges Beurteilungskriterium. Die Präzision bezieht sich speziell auf  den Dann-Teil organisationstheoretischer Gesetzeshypothesen und hängt von der Präzision der dort ver-       wendeten Begriffe ab.
    8. Operationalität:  Mit dieser Anforderung ist die Definition der Begriffe in organisationstheoretischen Aussagen angesprochen. Operationalität bedeutet also, daß Feststellungsoperationen zur sinnlichen Wahrnehmung der Begriffsgegenstände und ihrer Attribute  definiert und durchführbar sind, so daß  feststellbar ist, ob ein Gegenstand oder Sachverhalt unter den Begriff          fällt oder nicht.

    4. Organisationsmethoden

    Walz beschreibt im bereits zitierten Handbuch der Organisation die Methodik des Organisierens kurzgefaßt wie folgt: [11]

    Vereinfacht dargestellt besteht die praktische Organisationsarbeit darin, zu bestimmten organisatorischen Regeln zu kommen, nach denen Menschen (Arbeitssubjekte) zweckorientiert handeln können. Es sind also Organisationsvorschläge auszuarbeiten, zu diskutieren und zu verwirklichen. Der Organisator bedient sich dazu einer Reihe von Methoden und Verfahren, die durch eine gemeinsame verfahrenstechnische Grundlage gekennzeichnet sind: Bestehende organisatorische Zustände (wie bestimmte Aufgabenverteilungen) oder Arbeitsabläufe sind zu erkennen und exakt zu beschreiben (Feststellung des Ist-Zustandes), zu analysieren (Kritik des Ist-Zustandes) und anschließend Soll-Vorschläge zu entwickeln (Planung des Soll-Zustandes). Wesentlich ist dabei, daß nicht nur für den Organisator die Beschreibung des Ist- und Soll-Zustandes verständlich und aussagefähig sind, sondern auch für die Personen, die für die Durchführung verantwortlich sind; diese müssen sich mit dem Ergebnis identifizieren können und das mit dem Organisationsvorschlag erstrebte Ziel verwirklichen.

    Die in der Literatur beschriebenen Aufnahme- und Darstellungstechniken beinhalten neben der Selbstaufschreibungs- bzw. Beobachtungs-, (allgemeine und spezielle, wie z. B. die Betriebsbegehung), auch die Fragebogen-, Interview- und Symbol- sowie die Technik der Berichterstattung. Je nachdem ob es sich um ein einfaches oder komplexes Problem handelt, welches Ziel erreicht werden soll, wie weit die vorhandene Organisation bereits bekannt und/oder transparent ist, was in bezug auf den Untersuchungsaufwand zeitlich und wirtschaftlich vertretbar ist, ist die anzuwendende Technik zu bestimmen.

    Häufig wird sich als ideales Verfahren zur Aufnahme des Ist-Zustandes eine Kombination aus verschiedenen Techniken anbieten. Nach Eckner bedient man sich zur Beschreibung der für die Ist-Aufnahme, für die Analyse und den Soll-Vorschlag notwendigen Tatbestände folgender Mittel: graphische Darstellungen - Zahlentabellen - Darstellung durch Text  - mündliche Darstellung. [12]

    Für die Arten der Berichterstattung, die entscheidend für die Annahme oder Ablehung eines Organisationsvorschlags ist, schlägt Blohm vor: 1. die objektive Berichterstattung (objektiver, "ungefärbter" Bericht über den tatsächlichen Sachverhalt), 2. die gezielte Berichterstattung (nur über die Tatsachen wird berichtet, von denen der Berichterstatter glaubt, daß es entsprechend der Zielsetzung der Untersuchung zweckmäßig ist, einen Bericht abzugeben) und schließlich 3. die gesteuerte Berichterstattung (zur Frage der Nützlichkeit für die Unternehmensziele wird ein gewisser Grad der "Verfärbung" angewendet). [13][14]

    Brommer gibt für die Bestandteile eines Untersuchungsberichts folgende Grundgliederung vor: Aufgabe und Methoden der Untersuchung - Inhalt, Umfang und Ergebnisse der Ermittlung des Ist-Zustandes - Kritik des Ist-Zustandes und Vorschläge für den Soll-Zustand - Zeit- und Kosteneinsparungen bei Verwirklichung des vorgeschlagenen Soll-Zustandes. [15]

    In der Regel haben Organisationsmethoden ihren Schwerpunkt  ausgehend von der Aufgabenanalyse --> im Bereich spezieller Untersuchungen der Aufbauorganisation, ausgehend von der Arbeitsanalyse --> im Bereich spezieller Untersuchungen von Arbeitsabläufen. Kosiol drückt das Ziel dieser Untersuchungen  als Aufgabensynthese bzw. Arbeitssynthese  zum Zwecke der Strukturierung des Potentials bzw. Aktionsgefüges aus. [16]
    Die Möglichkeiten des Organisators beschränken sich häufig auf die Reorganisation und die Rationalisierung und damit - ganz allgemein - auf die Verbesserung und die Anpassung bestehender Zustände und Abläufe an die wirtschaftliche Entwicklung.

    Das Ergebnis der Untersuchung eines Organisationsaufbaus (Strukturuntersuchung) ist die Beschreibung der Aufgaben- und Stellengliederung in graphischen Übersichten wie Organigramm,  Organisationsplan, Organisationsschaubild etc. und in einzelnen Stellen-, Positions- und Arbeitsplatzbeschreibungen.

    Bei der Untersuchung von Arbeitsabläufen wird der Arbeitsvorgang selbst in analytische Arbeitsteile zerlegt. Die Tätigkeiten werden in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit graphisch (als Pfeile und Knoten) zu einem Netz zusammengefügt Netzplantech-
    nik).

    Die Organisationskontrolle ist ein Glied der Organisationsmethoden. Zur Organisationskontrolle gehören: gezielte Prüfungen der Verwirklichung und der Zweck- erreichung einzelner Organisationsvorschläge -  gezielte Untersuchungen, mit welchen (weiteren) organisatorischen Maßnahmen Schwachstellen und Verlustquellen abgebaut werden können.

    Die Organisationskontrolle soll, auf eine einfache Formel gebracht, Gewißheit über die Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit organisatorischer Maßnahmen bringen und Bereiche, die dringend organisatorischer Verbesserung bedürfen, aufspüren.

    Sinnvoll ist es, automatische Rückmeldungen schon in den Organisationsablauf einzubauen, so daß der Organisator anhand von Berichten die Auswirkung der organisatorischen Maßnahmen stets kontrollieren kann.

    5. Kybernetik

    Wie  Frank die Kybernetik als nomothetische Wissenschaft informationeller Gegenstände in das System der Wissenschaften einordnet, zeigt die Abb. 2. An dieser Stelle soll darauf aber nicht weiter eingegangen, sondern nur aufgezeigt werden, daß die Kybernetik dem Bereich der Formal- (Struktur-)wissenschaften zuzuordnen ist. [17]


    Abb. 2: Frank'sche Einordnung der Kybernetik

    In Unternehmen, Verwaltungen etc. ist das Management für die Organisation verantwortlich. Der Manager kann als Lotse eines Unternehmens (griechisch: kybernetes) bezeichnet werden. Platon nannte das die "Steuerkunde". Norbert Wiener hat 1948 in "Cybernetics" den Nachweis erbracht, daß die Kybernetik als Lehre der Steuerungs- und Regelungsvorgänge nicht nur im technischen Bereich, sondern auch in der Biologie und Wirtschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Ein Unternehmen stellt sich kybernetisch gesehen als Sonderform eines Systems dar. Beer sieht das "als irgendeine zusammenhängende Ansammlung von Elementen, die auf eine dynamische Weise miteinander in Beziehung stehen." [18]

    Unternehmen sind komplex probalistische Systeme [19]. Ein kybernetisches Instanzenschema [20] kann, wie Abb. 2 zeigt,  mit einem Instanzenaufbau in Unternehmen verglichen werden. Der Unternehmensvorstand - oder auch der "Kapitän" - gibt die Ziele vor, das Management hat die Zielerreichung zu finden, die Führungskräfte (die Direktoren und Abteilungsleiter), also die "Steuermänner" halten den Kurs - setzen also ein Programm in Befehle um und korrigieren bei Kursabweichungen. Als "Ruderer" kommen die Sachbearbeiter, Schreibkräfte/ das Seketariat  und die gewerblichen Arbeitskräfte (die Arbeiter) in Betracht. Die Arbeitsleistung wird an die Umwelt abgegeben. Entscheidend im Prinzip kybernetischer Instanzen ist die Rückkopplung, das feed back. Jede Störung muß als Information dem Lotsen und Steuermann gemeldet werden - es wird sofort eine Programmumstellung eingeleitet. Störgrößen, die Zielabweichungen verursachen, werden in der Regelstrecke durch Informationen aufgenommen. Das System pendelt sich wieder auf den gewünschten Ablauf ein. Die Selbstregelung über die Rückkopplung - eine bestimmte Variable wird mittels eines Homöostaten (einer "Maschine") in Grenzen gehalten - ist Ausgangspunkt für kybernetisches Management.  Allerdings gehen hier die Meinungen in der kybernetischen Theorie auseinander, ob Rückkopplung schon allein zur Kybernetik gehört, oder erst dann, wenn versucht wird, sie rechnerisch zu erfassen: Dauer von Regelschwingungen, sog. Totzeit, Aufschaukelung oder Abklingung usf..[21]


    Abb.3: Kybernetisches Instanzenschema
    (aus Schnelle: Entscheidung im Management)

    6. Organisationskybernetik

    Frank definiert die Kybernetik als "Sammelbezeichnung für wissenschaftliche und technische Strömungen, die unter dem Einfluß der Rechenautomaten- und Regelungstechnik verschiedene biologische, nachrichtentechnische und humanwissenschaftliche Spezialgebiete als Sonderfälle derselben Problemkreise (Nachrichtenverarbeitung, Regelung) betrachten". [22]

    Er bezeichnet Kommunikations- und Gesellschaftskybernetik als "die beiden Flügel der Humankybernetik" und unterteilt die Gesellschaftskybernetik systematisch so:
    "Die Organisationskybernetik beschäftigt sich mit der koordinierten Ansteuerung gemeinsamer Ziele von Großgruppen, die Sozialkybernetik mit dem Informationsumsatz in einer Gesamtgesellschaft, innerhalb welcher solche Großgruppen teilweise gegensätzliche Ziele anstreben. Die Mitberücksichtigung des Geldes mit seinen teils informationellen, teils substanzhaften Eigenschaften erweitert die Organisationskybernetik zur Betriebswirtschaftskybernetik, die Sozialkybernetik zur Volkswirtschaftskybernetik. Die Staatskybernetik (deren Existenz schon Ampère in seiner Wissenschaftsklassifikation postulierte, und die er "cybernétique" nannte), ist die Organisationskybernetik des Gesamtstaats.
    Da die Bildungstechnologie menschliches Lernen bewirken oder erleichtern will, und dieses fast immer durch Einzelschulung oder durch Schulung von (intern kommunizierenden, kleinen) Gruppen und (für statistische Zwecke meist zu) kleinen Klassen erfolgt, sind die Bildungstechnologie und ihre theoretischen Grundlagen in die Kommunikationskybernetik einzuordnen. Das schließt nicht aus, daß manche lehrplantheoretischen oder bildungsökonomischen Fragestellungen das Bildungswesen eines ganzen Staates betreffen, so daß ihre kybernetische Bearbeitung in die Gesellschaftskybernetik hereinragt." [17]

    7. Schlußbetrachtung

    Ob die Organisationskybernetik, wie von Frank gesehen, zur Betriebswirtschaftskybernetik "erweitert" werden kann (oder muß) oder Organisation als Teil der Betriebswirtschaft anzusehen ist, wie  beispielsweise von Gutenberg [23], der Organisation als Produktionsfaktor darstellt, konnte (und sollte) in diesem Beitrag nicht geklärt werden.

    Merkmal der Organisation ist die Ordnung, ergänzend tritt die Zielstrebigkeit hinzu, ein Tatbestand der zielstrebigen Ordnung findet sich in den Definitionen zahlreicher soziologischer und wirtschaftswissenschaftlicher Autoren.

    Sinn dieser Arbeit ist, auf die (zum Teil in Vergessenheit geratene, nicht mehr, kaum noch angewandte ?) Organisationskybernetik wieder aufmerksam zu machen und darüber hinaus durch die im Abstand von zwei Jahren vorgesehene Vergabe eines neuen  Preises für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Organisations- und Betriebswirtschaftskybernetik Anreiz zu schaffen, sich wieder stärker mit diesem wissenschaftlichen Kybernetik-Teilbereich auseinanderzusetzen.

    Die Idee zu einem organisations-/betriebswirtschaftskybernetischen Sonderpreis, der nicht mit dem Wiener-Schmidt-Preis für Bildungstechnologie zu verwechseln ist, entstand in Gesprächen zwischen Professor Dr. Helmar Frank und dem Autor im Juni 1998 in Budweis, anläßlich der Teilnahme an der tschechischen Konferenz "Pädagogische Software '98". Der Preis, für den noch ein Name gesucht wird, soll aus einer Medaille (mit Porträt des Namensgebers für den Preis), einer Urkunde, der Begründung (Laudatio) der aktuellen Preiszuerkennung und einer Druckschrift mit Texten über die Organisations-/Betriebswirtschaftskybernetik, in der auch das Statut für diesen Preis abgedruckt ist, bestehen. Der Beschluß des Institut für Kybernetik Berlin e.V./Gesellschaft für Kommunikationskybernetik (IfK/GKK) über den neuen Preis soll im November 1998 anläßlich der Mitgliederversammlung in Berlin herbeigeführt werden. Die erste Preisvergabe soll für 1999 vorgesehen werden.

    Schrifttum:
    [1]Lobin, G.: Internationale Woche der Begegnung/Internacia Semajno Renkontiga, Programm und Kurzfassungen der Vorträge, 1998
    [2]Piotrowski, S.: Die Mitträger der Kybernetik: Entstehung, Entwicklung und Ziele des Instituts für Kybernetik/Gesellschaft für Kommunikationskybernetik; in: Kybernetische Ursprünge der europäischen Bildungstechnologie, hrsg. von S. Piotrowski, Akademia  Libroservo durch IfK Berlin & Paderborn 1996
    [3]Frank, H.: Lehrautomaten zur Einzel- und Gruppenschulung; in: Lehrmaschinen in kybernetischer und pädagogischer Sicht, hrsg. von H. Frank, Band 3, Stuttgart-München 1965
    [4]Frank, H.: Ansätze zum algorithmischen Lehralgorithmieren; in Lehrmaschinen in kybernetischer und pädagogischer Sicht, hrsg. von H. Frank, Band 4, Stuttgart-München 1966
    [5]Frank, H.: Programmatische Notiz zur Organisationskybernetik; in: Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft, Bd. 7, Quickborn 1966
    [6]Stachowiak, H.: Organisationskybernetik; in: Handwörterbuch der Organisation, hrsg. von E. Grochla, C. E. Poeschel Verlag Stuttgart 1973
    [7]Lehmann, H.: Organisationslehre I (Entwicklung im deutschsprachigen Raum);  in: Handwörterbuch der Organisation, hrsg. von E. Grochla, C. E. Poeschel Verlag Stuttgart 1973
    [8]Wild, J.: Neuere Organisationsforschung in betriebswirtschaftliche Sicht; Berlin 1967
    [9]Wild, J.: Zur praktischen Bedeutung der Organisationstheorie; in ZfB, Jg. 37, 1967
    [10]Popper, K.: Logik der Forschung; 2. erw. Auflage, Tübingen 1966
    [11]Walz, D.: Organisationsmethoden, in: [6] und [7]
    [12]Eckner, K.: Das Berichtswesen industrieller Betriebe; Wiesbaden 1960
    [13]Blohm, H.: Das innerbetriebliche Berichtswesen in der Betriebsdiagnose; in BFuP, Jg. 12, 1960
    [14]Blohm, H.: Die optimale Gestaltung des innerbetrieblichen Berichtswesens, in NB, Jg. 13, 1960
    [15]Brommer, H.D.: Methoden systematischer Organisationsuntersuchungen in der kaufmännischen Verwaltung; Diss. Erlangen-Nürnberg 1964
    [16]Kosiol, E.: Organisation der Unternehmung; Wiesbaden 1962
    [17]Frank, H.: Kommunikationskybernetik - das theoretische Fundament der Bildungstechnologie; in: Kybernetische Ursprünge der europäischen Bildungstechnologie, hrsg. von S.Piotrowski, Akademia Libroservo durch Institut für Kybernetik Berlin & Paderborn 1996
    [18]Beer, St.: Kybernetik und Management (Cybernetics and Management, deutsch),   Hamburg 1962
    [19]Steigerwald, H.-J.: Die neuen Management-Techniken der betrieblichen Planung und Kontrolle; in: Die neuen Management-Techniken, Verlag Moderne Industrie 1969
    [20]Schnelle, E.: Entscheidung im Management, Verlag Schnelle Quickborn 1966
    [21]Piotrowski, S.: Einführung in Management und Marketing Teil 1,  (erscheint in Kürze)
    [22]Lexikon der Kybernetischen Pädagogik, hrsg. von L. Englert, H. Frank, H. Schiefele und H. Stachowiak, Verlag Schnelle Quickborn 1966; Nachdruck in: Kybernetische Pädagogik/Klerigkibernetiko, Bd. 7, hrsg. von V. Barandovská-Frank, Akademia Libroservo durch Kava Pech Prag und Institut für Kybernetik Berlin 1993
    [23]Gutenberg, E.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. 1: Die Produktion, 12. Aufl., Berlin-Heidelberg-New York 1966
     
     




    1. MultiMedia

    Telepolis, ein 'virtuelles Magazin' im Heise-Verlag (http://www.heise.de/tp), veröffentlichte im Mai d. J. ein Gespräch mit Johannes Fried, der an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt mittelalterliche Geschichte lehrt. Für Fried gab es MultiMedia immer schon, wenn man die Kulturinstrumente  Mündlichkeit und Schriftlichkeit betrachtet. Mündliche Kultur bestand nie allein aus Mündlichkeit; immer gab es da auch Medien wie Tanz, Bilder und Rituale. Schriftliche Kultur besteht nicht nur aus Schriftlichkeit, immer sind Mündlichkeit und Schriftlichkeit als Mischkultur zu sehen. Und MultiMedia ist  ja nichts weiter als eine Vielfalt von Medien.

    Auch bevor der Computer in unser tägliches Leben eindrang, waren wir an Medien gewöhnt. Wir haben die Einführung des Fernsehens erlebt, die elektrische Schreibmaschine und später dann die Speicherschreibmaschine sowie die Einführung des Computers.

    Nach Fried ist Rundfunk eine Hörkultur, Fernsehen eine Hör-Bild-Kultur; unsere Medien sind eine Mischung aus audieller, visueller und literarischer Kultur. Diese Medien werden uns auch noch längere Zeit begleiten. Ein Medium kann und wird ein anderes nur dann ablösen, wenn es Wissen noch besser transportiert. Auf Wissen können wir nicht verzichten. Wissen wird weiter und noch stärker zunehmen, es wird aber auch immer spezialisierter, einzelne Wissensfelder werden sich immer weiter ausdehnen. Keiner von uns kann mehr alles beherrschen. Wir müssen froh sein, wenn wir in unserem speziellen Bereich etwas können. Natürlich wird mit der Ausdehnung der Wissensfelder der Bedarf wachsen, die einzelnen Bereiche zu vernetzen. Spezialisten für das Zusammenführen der Wissensbereiche werden erforderlich. Unser guter alter "Rechner", 1941 von Zuse "erfunden", wird  die dazu benötigten Techniken und Hilfsmittel  nicht mehr verarbeiten können. Hochleistungs-Computer werden erforderlich. Nach Kilo-, Mega- und Giga- reden wir nun ja auch bereits über  Tebi-Byte.

    Die schon jetzt  vorhandene und uns in Zukunft zur Verfügung stehende Hardware wird nicht das Problem der Zukunft sein, sondern die Entwicklung geeigneter Software, die uns die Ausdrucksmöglichkeiten der wechselseitigen Kombination von Ton, Bild, Sprache, Symbol, Bewegung und so weiter erschließt.

    Erst durch die Weiterentwicklung des Rechners zum Computer wurden wir in die Lage versetzt, ihn - für meine Begriffe zur Zeit noch eingeschränkt - auch als Bildmedium einzusetzen. Mit dem Computer können wir (auch) Bilder produzieren, das ist aber eher ein Kraftakt, wenn wir bedenken, mit welchem exorbitanten Ressourcenbedarf das verbunden ist.
    1997 erschien das Buch "Docuserve" des Frankfurter Medienwissenschaftlers Hartmut Winkler.  In einem Interview, das der Netzkritiker Geert Lovink  im Juni 1996 mit ihm führte, sagte er u. a.:  "Meine Programmierervergangenheit sagt mir, daß der Computer ein Medium der abstrakten Strukturen ist, der Programmarchitekturen und jener Algorithmen, die letztlich auch hinter den digitalen Bildern stehen. Dem Computer ist es völlig gleichgültig, ob es schließlich Bilder sind, die auf der Oberfläche des Ausgabeschirmes erscheinen."
    Und an anderer Stelle: "Ich denke auch, daß die Rechner mit dem Alltag zunehmend verschmelzen und daß die Fülle von Peripheriegeräten eine Vernetzung mit den Praxen und Alltagsvollzügen bedeuten."

    2. Lernort MultiMedia

    Eine Binsenweisheit, mit der wir dennoch von immer neuen Leuten überrascht werden, eine Standardfloskel von Unternehmern, Politikern, Managementgurus u. a.  lautet: "Wissen wird zum zentralen Rohstoff, zur wichtigsten Ressource der Gesellschaft des einundzwanzigsten  Jahrhunderts". Die Autoren des Jahrbuchs Telekommunikation und Gesellschaft 1998  sind sich einig, daß Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation im Umgang mit den Informationsbergen vermittelt werden muß. Die Frage, ob nun der Staat oder der Markt die dafür notwendigen Lernräume der Zukunft schaffen soll, ist im Grunde offen.

    Was wird gefordert ? Der medienkompetente Wissensarbeiter, der sein ganzes Leben lang - weitgehend selbstgesteuert - lernt, weiß, wo und wie er sich die jeweils nötigen Informationen beschaffen und wie er sie zu Handlungswissen verdichten kann.

    Das Ideal einer nachhaltigen Wissengesellschaft beschreiben Gabi Reinmann-Tothmeier und Heinz Mandl: als eine gesellschaftliche Form, in der die "Lebensgrundlagen aus reflektiertem und bewertetem Wissen" gewonnen werden, in der die Menschen von den neuen Möglichkeiten einen "bewußten und lebenserleichternden , sozial nicht zerstörenden Gebrauch" machen.

    Im Juni 1999 ist in Köln der G8-Gipfel zuende gegangen. Mit der verabschiedeten "Köln-Charta" wurde alter Wein in neue Schläuche gefüllt. Bundeskanzler Schröder äußerte: "Angesichts des Vordringens wissensbasierter Produkte bedeutet mehr Bildung mehr wirtschaftliche Kraft".
    Mit Hilfe der Köln-Charta sollen die Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen verbessert werden. In der Einleitung der wahrscheinlich auch wieder mit heißer Nadel gestrickten Charta heißt es, daß sicherzustellen ist, daß die Bürger mit dem Wissen, den Fähigkeiten und Qualifikationen auszustatten sind, die sie im nächsten Jahrhundert brauchen. Jeder solle Zugang zu Bildung und Weiterbildung haben, grundlegende Bildung müsse kostenlos angeboten werden. Jeder solle ermutigt werden, auch nach dem Schulabschluß kontnuierlich weiterzulernen.

    Für Günter Dohmen, kommissarischer wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung, ist das geforderte "lebenslange Lernen" ein alter Hut. Der konstruktivistische Lern-Ansatz, wie heute in der auf MultiMedia und Hyperlinks umgestellten Pädagogik üblich, sei insbesondere die Fähigkeit zum gezielten Erarbeiten von "neuen bzw. neu zu kombinierenden Kenntnissen" zu entwickeln, und zwar immer im Hinblick auf die konkrete Lebenswelt des Lernenden. Als das "nicht-organisierte  Selbstlernen der Menschen in ihren Lebens- und Arbeitszusammenhängen", als das "informelle Lernen außerhalb der Bildungseinrichtungen" bezeichnet Dohmen diese Form des Lernens, die angeblich generell mehr als 70 Prozent aller menschlichen Lernprozesse ausmache.

    Der Zugang zu immer mehr Informationen werde durch das Internet immer leichter, gleichzeitig würden aber, schreibt Gerhard Bosch vom Gelsenkirchener Insitut Arbeit und Technik, die Anforderungen an die Qualifikation der Nutzer wachsen. Günter Clar und Gerhard Fuchs sehen die Konsequenz darin, daß "in immer kürzeren Abschnitten neue technisch-fachliche Qualifikationen nachgefragt, gleichzeitig aber auch
    allgemeine "Schlüsselqualifikationen wie Lern-, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten an Bedeutung gewinnen" werden.

    Die Forderungen  nach einer ökonomischeren Ausrichtung des Bildungswesens und einem freien Bildungsmarkt zeigt die Furcht auf, daß das deutsche Bildungswesen im globalen Markt der virtuellen Lehrangebote endgültig ins Hintertreffen gelangt. Die deutschen Hochschulen sind, wie ich schon 1993 anläßlich des "Berliner Mai" darlegte, für einen weltweiten Wettbewerb, der künftig (auch) mit Hilfe neuer Medien ausgetragen wird, schlecht gerüstet.

    3. Information und Kommunikation

    "Neue Kommunikations- und Informationstechnologien durchziehen, erobern und verteilen den Raum, bislang regional operierende Sozialsysteme wachsen und/   oder schrumpfen in den globalen Datennetzen zur virtuellen Weltgesellschaft zusammen", und "Politik, Recht, Kunst, Erziehung und Lobbyisten von Verbänden, Gruppen und Organisationen hecheln dem, was Vernetzung, Digitalisierung und Echtzeit-Kommunikation in der Gesellschaft 'anrichten' - Stichwort: Harmonisierung - hinterher,  fassen Niels Werber und Rudolf Maresch in ihrem Ende Mai im Suhrkamp-Verlag erschienenen Band die möglichen Konsequenzen der neuen Medien für die Kommunikation in der Gesellschaft zusammen.

    "Mit der Verbreiterung, Verpflechtung und Vervielfältigung des (massen)medialen Spektrums (wie zum Beispiel Kabel- und Satellitenfernsehen, Spartenkanäle, Pay-TV, WWW, mailing-lists, chatrooms) erweitern sich die Möglichkeiten und Spielarten der sozialen Kommunikation ins Unermeßliche. Die Freiheitsgrade für die User nehmen zu - trotz oder gerade wegen der gestiegenen Abhängigkeit der Kommunikation von der Technik", folgert der Soziologe Niklas Luhmann.

    "Information und Kommunikation sind im Rahmen der Evolution des Lebens auf diesem Globus von zentraler Bedeutung. Dies gilt für die Weitergabe der Erbinformation, das Wirken des Immunsystems oder auch die Wechselwirkung von Lebewesen miteinander. Der Charakter der jeweils genutzten Informationen und die Mechanismen des Austauschs wurden dabei zunehmend komplexer und abstrakter", sagt der Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm, Franz Josef Rademacher in einem Aufsatz für die Buchreihe "EXPO 2000 - Visionen für das 21. Jahrhundert".

    Mit dem Übergang in eine digitalisierte Welt der Informationsverarbeitung, mit MultiMedia und weltweiten Netzen verfügen wir erstmals über technische Medien, die die Rolle von Nervensystemen für menschliche Organisationen im Sinne von Superorganismen übernehmen können. Sie können dabei die biologischen Vorbilder in vielen Leistungsparametern übertreffen. Die technischen Möglichkeiten des Informationsaustauschs und der Kommunikation haben sich in den letzten Jahren in einem fast unvorstellbaren Maße gesteigert. Das gilt sowohl  aufgrund der rasanten Entwicklung moderner, immer leistungsstärkerer Rechnersysteme als auch entsprechender Verarbeitungsprogramme für die Intelligenz dessen, was hier verarbeitet wird. Die Voraussetzungen für den Übergang in eine weltweite Wissensgesellschaft auf der Basis von weltweiten Netzen und einer digitalisierten Technologie des Informationsaustauschs sind also gegeben.

    4. Das Internet

    Es gab früher keine Alternative zur großstädtischen Existenz. Wenn jemand die Metropole verließ, mußte er als sogenannter 'Aussteiger' Karriere und Freunde aufgeben, mußte auf alle Angebote und Annehmlichkeiten verzichten, die schon immer nur im Umkreis größerer Menschenansammlungen offeriert wurden: gutbezahlte Jobs, reichhaltige Waren- und Unterhaltungsangebote, geschäftliche und private Kontakte. Vor etwas mehr als zehn Jahren gab es noch nicht einmal überall Satellitenfernsehen; Funktelefone, Telefaxgeräte waren unerschwinglich, an Internet-Zugänge für alle dachten wir noch nicht. Inzwischen haben sich über diese beschränkte Infrastruktur dichte Kommunikationsnetze gelegt, die jedermann mit allem und jedem verbinden.

    Und das ist gut so. Nach allen Prognosen werden zukünftig immer weniger 'Normalbürger' einen 'festen Arbeitsplatz' besitzen; ich meine damit: weder einen bestimmten Ort, an dem sie sich einzufinden haben, noch eine lebenslange Festanstellung. Diese digitale Ökonomie wird aber auch die praktische Bedeutung der Großstädte verringern. Immer mehr Angehörige der Mittelklasse, aus der Schicht der gutausgebildeten Fachleute, werden nicht mehr unbedingt in der Großstadt leben wollen. Sie sind, egal wo sie sich befinden, im Netz, mit ihrem Unternehmen, ihren Kunden  verbunden. Verbunden in Telesphären aber auch mit Freunden, Bekannten, mit Museen, Bibliotheken, Universitäten, Bank und Börsenkursen, Online-Zeitungen, Warenhäusern, ihrem Tante-Emma-Laden.

    Kommen wir aber in die 'Jetztzeit' zurück: Immer noch wächst die gesellschaftliche Akzeptanz, die neuen Techniken zum Durchbruch verhilft, zu langsam. Es ist eine Menge daran getan worden, daß die Hardware erschwinglicher, die Software verständlicher und die Inhalte nützlicher wurden. Der 'Homo MultiMedialis' ist aber noch in weiter Ferne.

    Häufiger wird die Frage gestellt, ob Online-Ausbildung die digitale Kluft vergrößert. Ausbildung ist der große Gleichmacher, Technik dagegen scheint eine neue Quelle für Ungleichheit zu sein.Ich meine damit, daß virtuelle Universitäten nur von jenen besucht werden können, die erstens die notwendige Ausrüstung und zweitens die Kompetenz im Umgang mit Technik haben. Die Höhe des Einkommens bestimmt doch immer noch weitgehend, wer zuhause einen Computer und Internetzugang besitzt. Wenn die Köln-Charta darauf zielen würde, die Online-Ausbildung nicht allein den Kräften des freien Markts zu überlassen, sondern der Staat sich aufschwingt, die Chancen der Menschen aus benachteiligten sozialen Schichten zu verbessern, wäre manches erreicht.

    Das Netz  wird zurecht als Datenautobahn gekennzeichnet. Kaum ist man auf dieser 'Autobahn' steht man im Stau. Der Verein zur Förderung eines deutschen Forschungsnetzes (DFN) baut in Deutschland ein mit dem Internet 2 vergleichbares Hochgeschwindigkeitsnetz auf, das im Jahre 2000 seine regulären Leitungsdienste aufnehmen soll. Das momentane Breitband-Wissenschaftsnetz (B-WIN) hält mit den Anforderungen der Hochschullehrer, Forscher und Studenten nicht mehr Schritt. Der Datentransfer im WIN steigt zur Zeit jährlich um den Faktor 2,5. Anfang 1999 betrug das Transfervolumen rund 80 TeraByte pro Monat- In fünf Jahren sind das bei gleicher Entwicklung 8000 TeraByte pro Monat. Dafür fehlen die technischen Voraussetzungen.

    5. Das neuronale Netz

    Francis Heylighen ist u. a. Associate Director des transdisziplinären Forschungszentrums Leo Apostel an der Freien Universität Bruxelles und Mitbegründer und -herausgeber des Principia Cybernetica Projekt, das die gemeinsame Entwicklung einer evolutionären und systemischen Philosophie anstrebt. Seine Vision:  Virtuelle Agenten, Automatisierung von assoziativen Verknüpfungen und sich selbst verstärkende Lernprozesse könnten ein intelligentes Web schaffen. Es lernt von seinen Benutzern so, wie diese von ihm lernen. Mit direkten Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer könnte ein Gehirn von Gehirnen, ein globales Supergehirn oder eine kollektive Intelligenz entstehen.

    Nach der Erfindung der Eins-zu-Eins-Medien - Telefon - und der Eins-zu-Vielen-Medien - Radio und Fernsehen - war das letzte Jahrzehnt von der Ausbreitung von Kommunikationsnetzen, die viele mit vielen verbinden, geprägt. Es werden nicht mehr nur Sender und Empfänger, wie es bei den herkömmlichen Kommunikationsmedien üblich war, verbunden, die vernetzten Medien besitzen vielfältige Querverbindungen zwischen unterschiedlichen Kanälen. Die verschiedenen 'Knoten' des digitalen Netzwerks werden von Computern kontrolliert; das ermöglicht eine verbesserte Verarbeitung der gesammelten Daten und verstärkt so die Ähnlichkeit zwischen dem Netzwerk und dem Gehirn. Deswegen wird auch gern das weltweite Computernetz als 'globales Gehirn' bezeichnet.

    Im menschlichen Gehirn entwickeln sich Wissen und Bedeutung über einen Prozeß des assoziativen Lernens. Begriffe, die regelmäßig zusammen auftreten, werden stärker verbunden (Hebbsches Gesetz für neuronale Netze). Im Internet findet ein solches Lernen durch die Vermittlung der Benutzer statt. Das Internet 'lernt'.

    In den kommenden Jahren wird virtuell das Wissen der Menschen elektronisch auf Netzwerken verfügbar. Das World Wide Web  wird dann  durch in Ansätzen vorhandene, rasch weiterzuentwickelnde Mechanismen in ein intelligentes Netz verwandelt. Ein Netz, das den Benutzern auf einfache und intuitive Art und Weise Zugang zur Gesamtheit des menschlichen Wissens gewährt. Das Netz wird ähnlich dem menschlichen Gehirn arbeiten können, indem es von Assoziationen zwischen Dokumenten ausgeht, um die Ausbreitung von 'Gedanken'  über das Netz zu steuern. Ein derartiges Gehirn wird dann das Nervensystem des sozialen Superorganismus bilden, des integrierten Systems, das von der ganzen menschlichen Gesellschaft gestaltet wird.

    Auf der Reise nach hier(GPI-Symposium Ende Juni 1999 in Wien) las ich in der WELT vom 24. Juni 1999 unter der Überschrift: "Gedanken steuern Maschinen - Forscher wollen Nerven und Computerchips zusammenbringen" u. a.: "Die Steuerung von Maschinen durch Gedankenkraft wechselt aus dem Bereich der Science-Fiction in die ordentliche Wissenschaft. Forschergruppen in der ganzen Welt sind eifrig bemüht, Nervenzellen und Computerchips in engen Kontakt zu bringen. Die Idee ist bestechend einfach: Neuronen, Nervenzellen mit ihren Fortsätzen, funktionieren aufgrund ähnlicher Prinzipien wie Transistoren. Die Schaltkreise tauschen Informationen durch elektrische Impulse aus." Und weiter: "Das Max-Planck-Institut in Martinsried arbeitet derzeit daran, mehrere Zellen zusammenzuschalten und so ein kleines neurales Netzwerk zu konstruieren. Andere Forschergruppen wählen einen alternativen Zugang. Sie untersuchen, unter welchen Bedingungen Elektroden ins Gehirn eingepflanzt und für die Steuerung von bestimmten Apparaten genutzt werden können. So berichteten Mediziner der Emory-Universität in Atlanta, daß sie vollkommen gelähmten Menschen Elektroden implantiert hätten, mit denen die Patienten dann den Cursor eines Computers steuerten....Nach einigem Üben beherrschten die Patienten die Cursorsteuerung durch Gedankenkraft und konnten sich via Computer verständlich machen."

    Dennoch sind die Forschungen weit von der praktischen Umsetzung entfernt. MultiMedia geht aber die ersten Schritte auf dem Weg zu einem neuronalen Netz. Die Jüngeren unter uns werden es erleben, daß der Computer - ohne bedient werden zu müssen - unsere Gedanken und Ideen verarbeitet, uns nur auf Befehl unseres Gehirns in virtuelle Museen und Bibliotheken führt, unsere Manuskripte zu Papier bringt und vieles mehr.
    ...Und was kommt danach ?...

    6. Informationelle Monokultur und die Alternativen

    Ich führte schon aus, daß in der Zukunft nicht die Hardware das große Problem sein wird - sondern die Software.  Bitte, gestatten Sie mir, mich noch einige Minuten mit dem  mir sehr wichtig erscheinenden Thema zu beschäftigen: der Gefahr der informationellen Monokultur,  ausgelöst durch die inzwischen fast zur Übermacht angewachsene Stärke des Softwaregiganten Microsoft.  Dessen heutige Marktposition wurde nicht etwa aufgrund der innovativen Produkte erreicht. Die IT-Branche ist immer abhängiger von der Gates - Company geworden, weil sie es sich zum großen Teil viel zu leicht  gemacht hat. Man entwickelte kaum noch oder überhaupt keine eigenen Strategien mehr, man stellte sie auf die Basis von Microsoft, "ging mit Microsoft ins Bett", wie beispielsweise Digital, Compaq, SNI, SAP und andere. Wieder andere verkauften an Microsoft, wurden freundlich oder auch feindlich übernommen. Die Kiste mit Tricks, Erpressungsversuchen, Einschüchterungen und anderem war groß, wie das Anti-Trust-Verfahren gegen Gates zeigt.

    Das hat dazu beigetragen, dass die DV-Landschaft langsam zu einer Monokultur verkam, in der nur noch ein einziges Unternehmen das Tempo des Fortschritts bestimmte. Doch, erfreulicherweise nicht ganz ! Denn von dem Riesen Goliath lange wenig beachtet, gab es den Zwerg David, und der entwickelte seine freie Software unbeeindruckt weiter.

    Im August  1998 wurden bei Microsoft  intern und vertraulich die sogenannten Halloween-Papiere erstellt, die sich mit den Vorteilen und Schwächen freier Software beschäftigten. Diese Memoranden des Konzerns, nach dem Bekanntwerden zunächst als interne technische Diskussionsgrundlagen heruntergespielt, analysierten die Bedrohung vor allem auf dem Markt für Server.
    Der Erfolg der freien Software wird vor allem auf den frei zugänglichen Code sowie auf die Dynamik und die Kommunikationsmöglichkeiten des Internet zurückgeführt. Neben der ausführlichen Beschreibung von Linux erwähnen die Autoren natürlich weitere Software-Pakete. Zum Beispiel den häufig eingesetzten Web-Server Apache und das Programm Sendmail. Die Papiere drücken der freien Software geradezu ein ,Gütesiegel' auf, indem sie eine Vielzahl komplexer Aufgabenstellungen auflisten, bei denen freie Software sich bewährt hat.  Die Dokumente zeigen verschiedene kommerzielle Office-Suiten für Linux und für die Weiterentwicklung freier Software auf.
    So sind Bild- und Textverarbeitungsprogramme in der Entwicklung. Die inneren Vorzüge wie Stabilität, Trennung von Oberfläche und Programmkern, Transparenz durch dokumentierte Schnittstellen, dürften Microsoft auch weiterhin ins Grübeln bringen. Gerade vor zwei Wochen demonstrierte auf  einem Freie-Software-Kongress in Köln, den ich mitveranstaltete,  ein Anwendungsentwickler RTLinux. Nun können auch mit  freier Software anwendungsgerechte Lösungen programmiert  werden, um beispielsweise Industrieanlagen in Echtzeit zu steuern.

    Das ZDF stellte unlängst fest: "Unbeeindruckt vom derzeitigen Siegeszug von Microsoft-Windows wächst im Windschatten des Internet-Booms Konkurrenz fuer den Quasi-Monopolisten heran. Das Vorzeige-Projekt der neuen Generation von Open-Source-Software ist Linux, der Shooting-Star unter den Betriebssystemen".
    Der entscheidende Unterschied zwischen Open-Source-Software und Produkten herkömmlicher Art besteht darin, daß die freie Software nicht nur in der Regel kostenlos ist, sondern jeder Nutzer das Recht hat, sie nach seinen Bedürfnissen zu ändern, zu verbessern und beliebig weiterzugeben. Es gibt  nur eine Bedingung: Der Quellcode muß frei sein, also ebenfalls zugänglich gemacht werden.

    Junge Informationstechnik-Unternehmen setzen gerne auf Open-Source-Software. Im vergangen Jahr wurde von Bonner Informatik-Studenten ein Internet-Dienstleistungsunternehmen gegründet. Es war unter anderem der günstige Preis für das Netzbetriebssystem, der die ersten Schritte in die Selbständigkeit erleichterte. Die technischen Konzepte, die das junge Unternehmen zunächst nur für den eigenen Bedarf  entwickelt hatte, waren für ein ,innerbetriebliches Schattendasein' zu gut.
    Daniel Riek, Geschäftsführer der ID-Pro sagt:  "Linux hat sich als die zuverlässigste Serverplattform bewährt, und wir haben keine Hemmungen, dieses System unseren Kunden auch als Datenbank- und File-Server-Plattform zu empfehlen. Was zum Beispiel den sicherheitskritischen Bereich der Firewalls angeht, schlägt Linux die Systeme konventioneller Hersteller um Längen".

    Es gibt gute Gründe, immer wieder freie Software als Alternative zur Gefahr der informationellen Monokultur aufzuzeigen. Ich bin nicht gegen Microsoft. Ich bin dagegen, daß Ministerpraesidenten und andere ,Meinungsbildner'  Universitäten, Schulen, Behörden, Diensleister etc. verpflichten, ausschließlich mit Microsoft zusammenzuarbeiten, ohne die Folgekosten zu berücksichtigen. Ich bin dafür, die ,Meinungsbildner' zu verpflichten, die zum Teil bessere freie Software, die man - mehr oder weniger - kostenlos haben könnte, in die Überlegungen zumindest einzubeziehen.

    Schrifttum:

    Marsiske, Hans-Arthur: "Multimedia gab es schon immer", ein Gespräch mit Johannes Fried; Telepolis  am 18. 05. 1999
    Piotrowski, Siegfried: "Konrad Zuse, ein Nachruf", in: Siegfried Piotrowski (Hrsg.) Kybernetische Ursprünge der europäischen Bildungstechnologie; Akademia Libroservo durch Institut für Kybernetik GmbH, Berlin & Paderborn, 1996
    Piotrowski, Siegfried: "Bildungstechnologie und 'Multimedia'", in: Günter Lobin/Heinz Lohse/Siegfried Piotrowski/Eva Poláková (Hrsg.) Europäische Kommunikationskybernetik heute und morgen; Kava-Pech, Dobrichovice (Praha) und KoPäd, München, 1998
    Lovink, Geert und Winkler, Hartmut: "Der Computer - Medium oder Rechner ?", ein Email-Gespräch, Telepolis am 15. 06. 1996
    Winkler, Hartmut: "Docuserve, Zur Medientheorie der Computer"; Klaus Boer Verlag, München, 1997
    Krempl, Stefan: "Lernort Multimedia - Wer baut die Fundamente der neuen Wissensarchitekturen ? "; Telepolis am 29. 10. 1998
    Kubicek, Herbert  et al.: "Lernort MultiMedia. Jahrbuch Telekommunikation und Gesellschaft 1998;  R. v. Decker's Verlag, Heidelberg
    Piotrowski, Siegfried: "Bildung in Europa - Deutschland im 'Aus' ?", in: Manfred Krause und Siegfried Piotrowski  (Hrsg.) Bildungskybernetik und Europäische Kommunikation; Kava-Pech, Dobrichovice (Praha), 1993
    Maresch, Rudolf: "Kommunikation-Medien-Macht, Medienwissenschaft: Soziale Systeme oder Nachrichtentechnik ?"; Telepolis am  26.05.1999
    Rademacher, Franz Josef: "Nachhaltigkeit konkret: Wissen: Informaton und Kommunikation - Chancen der digitalen Revolution", in: Birgit Breuel (Hrsg.) Agenda 21. Vision: Nachhaltige Entwicklung; Campus Verlag, Frankfurt/New York, 1999
    Freyermuth, Gundolf  S.: "Das Netz als Nest - Ein Essay über die neue Lebenswelt der vernetzten Personal City", Telepolis am  07.05.1998
    Krempl, Stefan: "Deutschland im Datenrausch - Gespräch mit Marcus Pattloch vom DFN über das Gigabit-Netz für die deutschen Hochschulen", Telepolis am  21.04.1999
    Heylighen, Francis und Bollen, Johan: "The World-Wide Web as a Super-Brain: from metaphor to model" in: R. Trappl  (Hrsg.) Cybernetics and Systems '96 (Austrian Society for Cybernetic Studies), 1996
     
     
     
    Links
    http://www.piotrowski.de
    http://www.europa-dokumentaro.de
    http://www.europaklub.de
    http://beat.doebe.li/bibliothek/index.html
    http://www.heise.de/tp
    http://www.vordenker.de (unter SCIENCE und/oder NEWS)
    http://www.uni-paderborn.de/extern/fb/2/Kyb.Paed/frank.html

     
     
     
    Impressum
    Herausgeber/Redaktion/verantwortlich 
    im Sinne des Pressegesetzes:
    Siegfried Piotrowski, 
    Postfach 27 42, 
    D- 58027 Hagen
    Telefon und Telefax:  + 49 (0) 2331 / 5 15 59,
    Mobilfunk 0171 / 4 19 19 18, 
    Mobilfax 0171 / 4 19 19 77,
    E-Mail mailto:siegfried@piotrowski.de
    http://www.piotrowski.de
    http://www.europaklub.de
    http://www.europa-dokumentaro.de

    Layout: 
    Daniel Piotrowski, 
    Schultenhardtstr. 27, 
    D- 58093 Hagen
    Telefon: + 49 (0) 2331 / 78 11 32
    Mobilfunk: 0179 / 2 17 04 80
    E-Mail mailto:daniel@piotrowski.de

    Copyright © 1999 - 2000 All Rights Reserved. 
    Alle Rechte vorbehalten by/für Siegfried Piotrowski